Nun sind schon fast 6 Wochen vergangen seit unserer Ankunft auf Martinique. Da war erst gar nix los, und dann wurde plötzlich alles anders. Ja, ja, in der „Gar nix los – Zeit“ hätte ich ruhig ein wenig mehr noch schreiben und berichten können, aber die Muse hat mich einfach nicht gepackt. Zudem waren wir auch gut beschäftigt, die komplette Ruderanlage samt Hydraulik bis ins letzte zu zerlegen, Fehler zu eruieren und natürlich auch wieder (mit Verbesserungen) zusammen zu bauen und das eine oder andere an Bord noch weiter zu verbessern.
Aber auch Corona hat uns gut beschäftigt, waren wir doch ständig auf der Suche nach einem hurrikansicheren Hafen, in den wir einreisen können (und Martinique gehört da nicht dazu). Einreisen war und ist hier für alle Boote, welche unter der Flagge eines EU-Staates segeln (egal welcher Nationalität die Crew ist), möglich. Und auch nach Hause fliegen hätten wir jederzeit gekonnt. Aber das Schiff im Hurrikangürtel zurück zu lassen, war eben keine Option für uns.
Da Martinique zu Frankreich und damit zur EU gehört, waren/sind hier die gleichen Restriktionen wie in Frankreich gültig. Ausgangssperre außer zum Einkaufen, Arztbesuch, etc. Anstellen beim Supermarkt, Atemmasken und Handschuhe, Strände, Restaurants und Bars gesperrt. Noch nicht mal karibische Musik hats gegeben, no na, war ja alles zu. Erst diese Woche hat´s – so wie bei euch auch – die ersten Erleichterungen gegeben. Über die ganze Sache mag man nun denken wie man will, ich persönlich halte es für ausgesprochen überzogen und stimme dem allem nicht zu. Ist aber nur meine persönliche Meinung. Wir haben uns auch nicht immer um die Restriktionen gekümmert und haben dann schon mal einen Ausflug gemacht (verboten), sind ab und wann mal segeln gewesen (verboten) mit Leuten vom Nachbarschiff (verboten) und haben uns gegenseitig zum Abendessen eingeladen (verboten). Dabei haben sich aber ganz tolle Bekanntschaften und Freundschaften ergeben.
Das führte am Ende soweit, dass wir einen Ersatz für mich auf SHAMBALA II gesucht und auch gefunden haben, und ich auf das Nachbarschiff, die CAROLIN, gewechselt bin.
Mit Skipper JÖRG DIESCH (er war mit seinem Bruder Eckart als Vorschoter mehrfacher Deutscher Meister, Weltmeister im Shark 24, Olympiasieger im FD 1976, EM und WM Bronze, 2x im Siegerteam des Admirals Cup, uvm.) und einer gesamt 4-köpfigen Crew segelt die CAROLIN nun ab morgen, Montag 18.05.2020, über Guadeloupe, die Azoren, Gibraltar, Mallorca, Sardinien und den Peloponnes bis in die Gegend von Bodrum in der Türkei.
Vielleicht gelingt es mir ja auf der Überfahrt einige Beiträge aus Martinique nachzuholen und natürlich auch über meine neue Reise zu berichten. Wo sich die CAROLIN gerade befindet, könnt ihr bei Interesse auf folgendem Link jederzeit nachverfolgen: https://forecast.predictwind.com/tracking/display/Carolin
Wir lesen uns, Sundown
P.S.: Weiß jemand von euch, wie man eine Schwimmboje richtig benutzt?
Raus aus dem Hafenbecken nehmen wir zunächst Kurs NW, schwenken dann aber bald auf Nord, denn der Schelf (der Landsockel) vor Brasilien ist etwa 50km breit und das Wasser hier nur etwa 25m tief. Kurze Welle, gar nicht schön. Erst im tiefen Wasser fahren wir wieder NW.
Das gewohnte Bootsleben hat uns wieder. Naja, nicht ganz so das gewohnte, sind wir doch nun nur mehr zu zweit. Mir machts nichts aus, bin ich doch zuletzt 4.500nm nur zu zweit gesegelt. Die Wache machen wir nun so, dass ich gegen 01:00 Uhr übernehme und Reiner dann, wenn er morgens wieder aufsteht. Ich stelle mir den Wecker während der Wache auf alle ½ Stunden, falls ich mal einschlafe, was ausgesprochen selten, aber doch passiert. Das funktioniert ganz gut so. Zudem kann ich jetzt den Sonnenuntergang voraus und den Sonnenaufgang an Achtern genießen. 😊 Sonnenaufgang sieht dann so aus:
Offen ist noch, wie das mit dem Kochen funktionieren wird; glutenfrei und ohne Milch. Aber ich lasse die Herausforderung einfach mal auf mich zukommen. Schlimmstenfalls müssen wir uns halt von Reis und Nudeln (gibt’s auch glutenfrei) ernähren. 😉 1.000nm bis Cayenne in Französisch Guyana sollten wir in weniger als 2 Wochen schaffen. So schnell verhungert man schon nicht. Das mein Leben als Schiffskoch aber noch viele Wochen weiter dauern würde, war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.
Meine Seele verfällt schnell wieder in den „Überfahrtmodus“. Das Knacken in den Schoten auf den Winschen, das Pfeifen des Windes in den Fallen, das Singen des Hydraulikpumpenmotors, die gewohnten Schiffsgeräusche sind wieder da. Ja sogar den Kompressor von der Kühlbox kann ich hören, wenn SHAMBALA II ihre Rümpfe durch die See schiebt. Seevögel, die uns umkreisen und sich an Deck verewigen, fliegende Fische, die es sogar durch das kleine Seitenluk in Reiners Kabine schaffen, die endlose Weite des Horizontes und die großen Sternbilder am Nachthimmel. All das macht für mich den Mythos einer großen Überfahrt aus und lässt meine Seele baumeln; einfach schön!
Schon 2 Tage später, am 30. März 2020 um 06:42 Uhr Lokalzeit, durchsegeln wir ein kleines Highlight unserer Reise. WIR ÜBERQUEREN DEN ÄQUATOR bei 41 Grad West. Nun sind wir im Nordatlantik angekommen.
Bald wird uns klar, dass aufgrund der Reiserestriktionen auch Französisch Guyana nur ein Umweg und nicht das Ziel sein kann, also nehmen wir direkten Kurs auf die Karibik, irgendwo in der Gegend von St. Lucia oder Martinique; 700nm mehr, ein Katzensprung. Reiner kennt sich da gut aus, ist er doch schon viele Jahre mit SHAMBALA (dem Vorgängerschiff) durch die Karibik gesegelt.
Wir machen wieder alle möglichen Arbeiten am Schiff, neben Waschen, Putzen, Staubsaugen, Toiletten reinigen, Lebensmittel Inventur und was halt so zum Führen eines Haushaltes gehört. Gut, dass ich bei Mama im Unterreicht gut aufgepasst habe. 😊
Und beim Kochen fange ich gleich mal mit einem Hühnchen an. Was soll da schon schief gehen? Wegfliegen kann es ja nicht mehr. Also auftauen, reinigen, abtupfen, würzen, Gemüse, Kartoffeln und viel Zwiebel in die Tropftasse schneiden und rein damit in den Ofen. Reis und Salat dazu und fertig. Und es hat richtig gut geschmeckt.
Das motiviert zu neuem und bald schon sind variierende Gemüsepfanne und mal so-, mal so-Salat unsere Standardbeilagen nebst Röstkartoffeln und Quinoa. Reiner ist unser Salatmeister. Er mariniert und verfeinert noch mit Kapern, Oliven oder Petersilie. Es gibt außerdem Rindfleisch (wird erst in Gemüsesuppe gekocht und dann noch schön angebraten oder auch mal als Steak herausgebraten) und mal gibt’s ein Stück Lamm oder Pute und FISCH. Ein kleiner aber schöner Wahoo ist uns an den Haken gegangen, gleich filetiert, portioniert und ab in die Kühlbox. Die nächsten 3 Tage gibt es Fisch. Lecker, lecker!
Danach haben wir leider nur noch Seegras gefangen, das bis zu den karibischen Inseln auf der Wasseroberfläche schwamm. Manchmal nur in kleinen Mengen, manchmal aber auch in riesigen Seegrasgürteln, dass wir sogar die Ruder hochklappen mussten, um das Zeug wieder los zu werden. Woher auch immer es gekommen ist, mit dem Fischen wars vorbei.
Kurz vor Martinique hatte ich dann noch mal ein Erlebnis der besonderen Art. Ein tiefgefrorenes Hühnchen hat mich während des Auftauprozesses mit der Geflügelschere attackiert und mir selbige in die linke Hand gerammt. Eine ziemlich tiefe Wunde, die mich einige Tage doch etwas behindert hat. Aber den nächsten Angriff konnte ich erfolgreich abwehren und das gerupfte Federvieh landete wie seine Vorgängerin im Backofen.
Es ist eine schöne Beschäftigung mit den Regenwolken zu spielen. Du versuchst an sie heranzufahren, bis der Wind plötzlich richtig kräftig wird (30kts und mehr). Dann heißt es vorsichtig durchsteuern, die Geschwindigkeit (an die 15kts) ein wenig genießen, das Regenwasser in den Tanks zu sammeln und dabei den Kurs nicht ganz außer Acht zu lassen. Doch viel zu schnell vergeht der Spaß und der Windmesser neigt sich genau so schnell wie er nach oben geschnellt ist auch wieder nach unten.
Regenwolke am Radar und wir mitten drin 🙂
Was nun immer nerviger wurde, waren die Ausfälle des Autopiloten. Text im Display: „Keine Ruderrückmeldung“, ein kurzer Pfeifton und dann schaltet sich der Autopilot einfach aus. Wenn du da nicht auf der Hut bist, läufst du gaaaanz schnell aus dem Ruder, mit allen Folgen, die dazu gehören. Den genauen Grund dafür wissen wir bis heute nicht, da er sich nicht eruieren lies. Der Ruderlagengeber (Danke allen für den Tipp an dieser Stelle!) wars jedenfalls nicht, da wir die Anzeige der Ruderlage immer auf dem Datenbus und natürlich auch auf dem Bildschirm hatten. Der Fehler fällt wohl in die Kategorie „gibt’s gar nicht, sollte nicht vorkommen, ist irgendwie komisch“. Jedenfalls konnte kaum noch Ruderdruck aufgebaut werden, was also einen ausgewogenen Segeldruckpunkt (das passende Reff zur Segelstellung) erforderlich machte. Durch den Austausch des Antriebsmotors kam dann auch noch Luft ins System, was man auch unschwer am Zischen in der Pumpe überhören konnte. Theoretisch hätte die Ruderanlage jeden Moment gänzlich ausfallen können, was uns dazu verleitete frühzeitig über den Aufbau und die Machart eines Notruders nachzudenken. Dazu ist festzuhalten, dass unser gedachtes Notruder im Endausbau schon einer neuen halbautomatischen Ruderanlage gleich gekommen wäre; Tüftler unter sich! Was dann aber passierte war noch viel seltsamer. Als wir mal wieder einen Ausfall hatten, SHAMBALA II durch den Wind ging und Reiner per Handsteuerung übernehmen wollte, drehte sich das Steuerrad leer durch und es spritzt Hydrauliköl aus dem Nachfüllbehälter über das Steuerpult. Wir staunen mal kurz Bauklötze, sehen uns fragend an und schalten dann wieder auf Autopilot zurück, was auch funktioniert. „Bahnhof!“ Offenbar ein defektes Rückschlagventil, so zumindest unsere Ansicht. Damit aber noch nicht genug, ist es nun auch noch mit der Fernbedienung des Autopiloten vorbei. Nein, nicht die Batterie ist alle, er findet bei Knopfdruck an der Fernbedienung kein Bediengerät und – richtig geraten – schaltet ab. „Einen Reset machen?“ Danke, auch dieser Tipp kommt zu spät, den haben wir mehr als 1x gemacht. Blieb alles erfolglos.
SHAMBALA II aber zog unbeirrt ihre Bahn durch den Atlantik und so vergehen die Tage und Nächte bis wir am 7. April gegen Mittag etwa 40 Meilen vor BARBADOS Besuch von einem 6-köpfigen karibischen Begrüßungskomitee erhalten.
Während der Nacht segeln wir an Barbados vorbei und können die Lichter der Insel von weitem gut ausmachen. Und gegen Mittag sehen wir zuerst die Silhouette von ST. LUCIA und kurz darauf jene von MARTINIQUE. Angekommen!
52 Tage und 5.500nm (ca. 10.000km) liegen seit unserem Aufbruch in Kapstadt hinter uns. Seit ein paar Tagen bin ich schon ein bisschen wehmütig, weil die Reise nun wieder vorbei ist, unser Abenteuer, den Südatlantik zu überqueren, abgeschlossen war. Aber vorbei war es noch lange nicht. Wir wussten es nur noch nicht.
Schon 4 Tage nach unserer Abfahrt aus Fernando taucht früh morgens die Skyline von Fortaleza am Horizont auf. Als wir näherkommen zeigt sich uns ein irre langer Strand, der von Hochhäusern gesäumt wird. Bei der Ansteuerung müssen wir noch 2 Wracks passieren (die etwas anders auf der Karte verzeichnet sind) bevor wir unser Ziel, die Park Hotel Marina, am 26.03.2020 gegen 09:30 Uhr erreichen und dort in dem vorgelagerten Hafenbecken den Anker werfen.
Mit all unseren Unterlagen im Rucksack fahren wir mit dem Dingi an den Steg, machen fest und steigen über. Doch noch bevor wir den Steg in Richtung Festland verlassen, kommt auch schon wieder jemand, fuchtelt mit den Händen, spricht ins Handy und ruft auf Portugiesisch zu uns herüber. „Wieder nichts.“ denke ich mir. Doch dann kommt noch ein offensichtlicher Hotelangestellter in dunklem Anzug und weißem Hemd und übersetzt auf Englisch, was ersterer (der Marinamanager, wie sich später herausstellt) sagt:
Wir mögen vorerst noch auf dem Schiff warten, bis der Honorarkonsul kommt, das wird gegen Mittag sein. Wir können in der Zwischenzeit das Schiff an den Hotelsteg (oder das was davon noch übrig ist) verlegen. Wir bekommen einen Zugang zum WLAN des Hotels und die WhatsApp-Nummer des Marinamanagers, um Kontakt mit ihm halten zu können. Puh, das kling a schon mal richtig gut! Also nochmals zurück aufs Boot, in die Marina verlegt und vor Anker an den Säulen des ehemaligen Schwimmsteges fest gemacht.
Und gegen Mittag kommt er dann auch, der Honorarkonsul Hr. Hans-Jürgen Fiege in Begleitung des Marinamanagers. Zugegeben, ich hatte mir unter einem Konsul jemand anders oder vielmehr ein anderes Erscheinungsbild vorgestellt. Als nun ein älterer Herr in salopper Kleidung mit Käppi und Schlürfgang an der Marinamole auf uns zu kam, hätte ich ihm dieses Amt nicht zugedacht und war daher zu diesem Zeitpunkt wohl auch etwas enttäuscht. Völlig zu Unrecht natürlich und schon ertappe ich mich, dass ich mich von Äußerlichkeiten in meiner Meinungsbildung führen lasse. Wir sind in einem fremden Land, während einer internationalen Krise und möchten gerne etwas, das hier offiziell womöglich gar nicht mehr möglich ist, nämlich Einreisen, und der Mann will uns dabei helfen. Also positiv denken!
Hans-Jürgen Fiege, Consul Honorario da Alemanha, im Gespräch mit uns am Eingang der Marinekaserne von Fortaleza
Zuerst mal begrüßen wir uns mit HANDSCHLAG. Hr. Fiege sieht das alles sehr entspannt und meint, dass wohl nur wir uns vor den Brasilianern und ihm schützen müssten und nicht umgekehrt, da wir ja einen weiten Weg über See gekommen sind. Wir bekommen Atemschutzmasken und begeben uns alle gemeinsam in die Hotellobby. Es ist das erste mal, dass ich eine Maske aufsetze, es wird aber wie wir alle wissen, nicht das letzte mal bleiben 😉
In der klimatisierten Lobby treffen wir auf ein paar Angestellte. Das Hotel ist offenbar leer; es hat zumindest so den Anschein. Wir füllen erst mal Formulare aus und können zuhause anrufen. Die Zeitverschiebung sind mittlerweile 5 Stunden. Da die Ämter eine ausgiebige Mittagspause machen, empfiehlt sich auch Hr. Fiege und kommt uns um 14:00 Uhr wieder abholen.
Pünktlich fahren wir los und suchen als allererstes die für den Hafen zuständige PoliciaFederal auf. In einem kleinen Büro sitzen 2 Beamte der Immigrationabteilung. Gut gelaunt, ohne Mundschutz und Handschuhe und sie machen sich auch gleich ans Werk alles mögliche in ihren Computer einzutragen und ehe wir es uns versehen, sind unsere Pässe abgestempelt. Für Reiner und mich wird die Einreise mit heute und die Ausreise mit morgen eingetragen. In Martins Pass wird nur die Einreise vermerkt. Er hat somit 90 Tage Zeit, um das Land zu verlassen. Wir sehen uns nur staunend an, wie einfach und schnell das jetzt gegangen ist, nicht zuletzt durch die Unterstützung des Honorarkonsuls und dessen Sprachkenntnissen. Uns wäre das ansonsten wohl kaum gelungen. In Martins Augen kann man seine Freude ablesen. Wir verabschieden uns mit einem freundlichen Lächeln und fahren weiter zum Zollamt.
Dort geht das noch viel schneller. Wir müssen noch nicht einmal ein Formular ausfüllen, der Zollbeamte stempelt einfach das Einreiseformular der Policia Federal ab und schon geht’s weiter zum Portcaptain.
Hier wird es allerdings noch einmal spannend. Die Dienststelle befindet sich in einer Marinekaserne und dort ist nachmittags niemand mehr da, der unser Anliegen behandeln würde. Und neuerlich ist es Hr. Fiege, der uns dazu verhilft, dass es doch noch gelingt. Er erklärt, dass wir quasi schon wieder ausgereist sind und daher der Akt auch heute noch geschlossen werden muss. Man möge jemanden anrufen, wie man hier vorzugehen habe. Kurz darauf erscheint auch jemand, befragt uns via Hrn. Fiege als Übersetzer natürlich, schnappt sich die Unterlagen und geht wieder. Nach etwa 30 Minuten kommt er zurück, schreibt quasi vom zuletzt ausgestellten Bescheid alles 1:1 ab, stempelt an den vorgesehenen Stellen die Formulare ab und nun ist Martin auch kein Mitglied der Schiffscrew mehr. Damit haben wir alle offiziellen Stellen durch.
Die Wachstube in der Marinekaserne.
Die Soldaten durfte ich leider nicht fotografieren.
Es ist mir/uns ein ganz besonderes Anliegen, mich/uns bei Hrn. Fiege für seine Unterstützung, ohne der wir das sicherlich nicht erreicht hätten, auf das herzlichste zu bedanken. Hr. Fiege macht diesen Job in seiner Pension ehrenamtlich, wofür ihm zusätzliche Anerkennung gebührt. VIELEN DANK!
Tja, man soll sich eben nicht von Äußerlichkeiten zur Meinungsbildung über andere (ver-) führen lassen!
Auf der Fahrt durch Fortaleza:
Auf dem Rückweg zur Marina halten wir noch an einem Supermarkt und stocken unseren Proviant für die nächsten Wochen noch einmal auf. Hr. Fiege fährt uns dann noch zurück zum Hotel und wir verabschieden uns. Am Schiff angekommen, schnappt sich Martin seine schon gepackte Tasche und wir verabschieden uns noch einmal. Reiner setzt ihn mit dem Dingi über.
Da Martin einer Couchsurfer Community (ich hoffe, ich sage das jetzt richtig) angehört, hat er Kontakt zu einer Brasilianischen Familie aufgenommen, bei denen er für die nächsten Tage unterkommen kann und die ihn auch beim Hotel abholen wird. „Boa viagem meu amigo!“
Martin kommt am 11. April in Singapur an (Fortaleza-Sao Paulo [proppenvoll, wie Martin schreibt], Sao Paulo-Doha [eine Dreierreihe für ihn alleine], Doha-Singapur [nur 4 Personen im Flugzeug]). Dort muss er für 2 Wochen in einem Hotel in Quarantäne und ist nun seit 25. April wieder zu Hause 😊
Reiner und ich machen am 28. März 2020 um 07:00 Uhr die Leinen los und fahren weiter in Richtung Westen, noch nicht wissend, wo uns die Reise genau hinführt. Französisch Guyana oder doch in die Karibik? Im Moment ist uns das noch nicht so wichtig, Hauptsache es ist wieder alles klar an Bord und wir stehen unter Segeln.
Sundown
Nachtrag:
In der Nacht des 27. März kommt ein kleines französisches Segelboot mit 4 Mann Besatzung von den Kap Verden in Fortaleza an und macht neben uns fest. Auch sie führen sofort Gespräche mit dem Marinamanager und dem Übersetzer aus dem Hotel. Am Ende erhalten sie jedoch nur Wasser über eine Schlauchleitung und dürfen nicht an Land. Wir nehmen Funkkontakt mit dem Boot auf, das keine 20m von uns entfernt liegt. Der Skipper teilt uns mit, dass man sie abgewiesen und aufgefordert habe, die Mole und das Land zu verlassen. Eine Einreise sei ab sofort nicht mehr möglich. Haben wir nur Glück gehabt? Die Jungs haben jedenfalls so gut wie keinen Proviant mehr und sind etwas ratlos. Wir durchforsten unsere Vorräte und sammeln in zwei Tragetaschen so einiges zusammen, das wir entbehren können, packen noch ein paar Bierdosen dazu und Reiner bringt das mit dem Dingi hinüber. Leider habe ich mir den Namen des Schiffes nicht aufgeschrieben und damit natürlich auch nicht gemerkt. Die Jungs haben sich aber sehr überschwänglich bedankt. Keine Stunde später fährt ein Polizeiauto mit Blaulicht vor und fordert die Besatzung auf, das Gelände unmittelbar zu verlassen. Die Jungs machen daher die Leinen los und fahren wieder ab. Sie sind zwar nur in die Ankerbucht außerhalb der Marina gefahren, das hat die Polizei dann aber nicht mehr gesehen. Wir winken ihnen aber nochmals zu, als wir am nächsten Morgen ihren Ankerplatz passieren. Alles Gute!
Es ist Sonntag der 22. März 2020. Gegen Mittag mache ich noch ein paar Fotos von der Insel im Sonnenlicht und bestaune die Vegetation und den Strand vom Schiff aus. Es sieht aus, wie auf einer Pirateninsel aus einem Schatzsucherspielfilm. Der Dschungel erscheint in sattem, dunklem Grün, Sandstrand und Felsen wechseln sich ab und die Brandung läuft an den Strand. Mehr kann man nicht erwarten. Da taucht auch noch eine Schildkröte auf uns steckt den Kopf aus dem Wasser. Ich stehe nur still auf der Plattform und genieße den Moment.
Dann machen wir das Dingi klar und fahren an den Anlieger, um einzuklarieren. Es mutet schon ein wenig seltsam an, dass außer uns und One Liberty keine anderen Gastschiffe zu sehen sind. Auch der Strand ist menschenleer und die Schnellboote, die ansonsten Bananaboote und Parasails hinter sich herziehen liegen verlassen am Strand.
Man könnte meinen, in einem Spielfilm von Steven Spielberg zu sein und jeden Moment erscheinen die Dinosaurier. Doch schnell lösen sich die Gedanken, als wir am Anlieger einige Menschen stehen sehen. Es sind genau genommen fünf Männer, wovon drei in legerer Uniform aus Polo und Short und zwei in zivil sind. Ich sitze im Bug des Dingis und will mit der Festmacherleine übersteigen, als mich einer der Männer in zivil daran hindert.
Zuerst wird portugiesisch gesprochen und ich verstehe natürlich „nada“. Ich ersuche darum, Englisch zu sprechen. „This Island is closed. You have to go back.“ Waren die ersten Worte, die wir vernommen haben. Die weitere Unterhaltung gestaltet sich schwierig, da das Englisch der Leute nur sehr dürftig ist. Die Uniformierten sind von der Port Control und sprechen (mangels Englisch?) gar nicht mit. Sie stellen offenbar nur den offiziellen Charakter in der Szene dar. Der zweite Mann in zivil steht im Hintergrund und gibt Anweisungen, was zu sagen ist, nachdem der Andere erklärt bzw. übersetzt, was wir sagen.
Dass wir aus St. Helena kommen, seit 2 Wochen unterwegs sind und keinen Virus haben können, interessiert dabei niemanden. „CLOSED“ heißt es immer wieder. Wir insistieren, dass laut unseren Informationen die brasilianischen Grenzen erst morgen geschlossen werden, zudem haben wir keine Vorräte mehr und man könne uns doch nicht auf See verhungern lassen. Außerdem sind wir bei der Hafenbehörde angemeldet worden. Dazu gibt es Schriftverkehr.
Der Mann im Hintergrund geht darauf hin zu einem Auto, holt ein Kuvert und kommt damit zurück. Zwischenzeitlich ist einer der Uniformierten so nett und macht für Martin einen Hotspot am Handy auf und er kann zumindest die ersten Informationen nach Hause senden.
Ich kann erkennen, dass auf dem Kuvert ein Wappen oder zumindest ein Stempel drauf ist. Etwas offizielles also, wir scheinen Glück zu haben und ich mache mich schon daran, das Dingi festzumachen.
Aus dem Kuvert zieht der Mann dann allerdings nur eine Atemmaske heraus und der andere übersetzt, dass einer von uns in Begleitung eines Offiziers im nahe gelegenen Supermarkt einkaufen dürfe, wir aber dann unmittelbar wieder abfahren müssen. Kopfschütteln und Enttäuschung machen sich breit. Wir verhandeln uns noch eine zweite Person zum Einkaufen heraus, da einer alleine das alles gar nicht tragen könne und fahren zuvor nochmal auf SHAMBALA II zurück, um eine Liste zu machen und Taschen zu holen. Dabei halten wir bei One Liberty nochmals an und berichten über das erlebte.
Reiner und Martin fahren dann los, während ich auf dem Schiff zurückbleibe und warte. Es vergeht etwas mehr als 1 Stunde – und die ist echt lange, wenn man ständig auf die Uhr sieht – bis das Dingi wieder um die Mole herum zurückkommt. Was dann passiert, hätte nun tatsächlich von Steven Spielberg sein können.
Martin steigt aus dem Dingi und ist sichtlich verärgert, aber auch Reiner hat kein Lächeln aufgesetzt. Der Einkauf war sichtlich erfolgreich und die beiden wurden sogar – von einem sehr netten Aufpasser- mit einem Wagen gefahren. Was also ist los? Während des Ausräumens der Einkäufe ärgert sich Reiner aber dann ein wenig über Waren, die schon angeschlagen sind und dass sie ohne Grund viel zu hastig eingekauft hätten. Martin bekommt das in die falsche Kehle und gibt sehr unschöne Worte von sich, die ich hier gar nicht wiedergeben möchte. Jedenfalls lässt er darauf hin alles liegen und stehen und packt seine Sachen. Er will von Bord und zwar JETZT. Er bliebe unter keinen Umständen noch länger auf dem Schiff. Das geht alles viel zu schnell. Ich versuche mit Argumenten auf ihn einzuwirken (illegal, keine Flugverbindungen, usw.) und mit ihm als Freund zu reden; erfolglos. Offenbar hat sich da etwas entladen, das nicht wieder reversibel ist. Ob nun wegen des Verhältnisses zu Reiner oder wegen der Enttäuschung nicht nach Hause fliegen zu können oder warum auch immer.
Martin stellt seine Tasche ins Dingi und ich fahre ihn an die Mole. Diesmal ist keiner da. Wir verabschieden uns, er steigt über und geht den Steg hoch. Ich hebe die Hand nochmal zum Gruß und fahre aufs Schiff zurück. Ich frage Reiner, was denn passiert sei. Er weiß aber auch nicht wirklich mehr als ich.
Was nun? Wir verstauen den Einkauf und lassen uns bewusst Zeit, da wir annehmen, dass Martin in den nächsten Minuten von der Hafenpolizei zurückgebracht wird. Das ist aber nicht der Fall.
Eine Stunde später lichten wir den Anker und fahren mal ein Stück in Richtung SW, um zu sehen, was passiert. Und es passiert! Unmittelbar nach dem Ablegen kommt ein Patrouillenboot hinter uns her und fordert uns auf, umzukehren. Wir kommen der Aufforderung nach und als die Ankerkette wieder unten ist, muss einer von uns mit dem Dingi an Land.
Das bin wegen besseren Verstehens ich. An der Mole traue ich meinen Augen nicht. „Am Set“ befinden sich neben den schon bekannten Personen mittlerweile auch die Polizei, Militärs und noch weitere Menschen und natürlich Martin. Insgesamt sind wir an die 20! Personen. Das Positive daran ist die überaus nette und zudem sehr hübsche Übersetzerin, die man mitgebracht hat, und die uns nun die Konversation doch sehr erleichtert. Fragen, Fragen, Fragen, Erklärungen und Erklärungen und letztendlich eine sehr eindeutige Botschaft:
Entweder wir fahren alle drei JETZT und zusammen mit dem Schiff ab und bleiben straffrei, oder wir werden inhaftiert und lösen einen diplomatischen Konflikt mit allen Konsequenzen aus.
In der Zwischenzeit ist auch Reiner noch mit dem Patrouillenboot geholt worden und nun ist mal wieder guter Rat teuer, denn Martin will keinesfalls zurück aufs Schiff. Letztendlich gelingt es mir dann aber doch noch einen Kompromiss zwischen den beiden dahingehend zu finden, dass Martin mit an Bord kommt, bis zum brasilianischen Festland in seiner Kabine bleibt und nur während meiner Wache an Deck kommt, um sich zu verpflegen und auch einen Teil meiner Wache zu übernehmen, die dann halt länger dauert. Somit würden sich Martin und Reiner nicht sehen und diese Überfahrt wäre nach etwa einer Woche zu Ende.
Der Portcaptain gibt uns noch ein Schreiben mit, wonach wir da waren und weg geschickt worden sind. Das sollen wir in RECIFE vorlegen, und er will dort auch anrufen, um uns anzukündigen. „Am Festland seien die Möglichkeiten der Ein- und Wiederausreise besser gegeben als hier.“ ist die Begründung. Uns ist aber zu diesem Zeitpunkt schon klar, dass das lediglich ein Vorwand ist, um das Problem – also uns – los zu werden.
Mein sehr erstaunter und gleichzeitig fragender Blick, als justament zu diesem Zeitpunkt ein Flugzeug landet, wird automatisch beantwortet: „Letzter Flug, schon ausgebucht.“ Was sonst?
Ich wage es anhand der herumstehenden Militärs nicht, ein Foto von der Szenerie zu machen. Es ist alles so unwirtlich. Dennoch bedanke ich mich mit der Unterstützung von Marina, der Übersetzerin, auf portugiesisch für das Entgegenkommen und entschuldige mich für die verursachten Umstände. Dann steigen wir alle drei wieder ins Dingi und fahren, ohne ein Wort zu wechseln, zurück aufs Schiff.
Martin geht unmittelbar in seine Kabine, wir lichten den Anker und um 16:00 Uhr liegt Fernando bereits hinter uns. Klappe und Cut.
Die nächsten Tage gestalten sich zwar wie geplant, es ist aber natürlich nicht mehr wie zuvor. Tagsüber bringe ich Martin gekühltes Wasser und Obst hinunter und am späten Nachmittag zieht sich Reiner in seine Kabine zurück und Martin und ich kochen zusammen. Gegen 23:00 Uhr übernehme ich dann die Wache von Reiner, Martin von 01:00 bis 05:00 Uhr von mir, und ich dann wieder bis Reiner aufsteht. Das funktioniert soweit ganz gut.
Vorrangig aber versuchen wir an Informationen zu kommen, wo wir am besten Einreisen können. Von Deutschland aus (Danke an Laura, Matthias, Markus und alle anderen!) werden Botschaften und Konsulate kontaktiert und bald wird klar, dass Recife nicht die aussichtsreichste Adresse ist. Wir ändern den Kurs und halten auf Fortaleza an der Nordküste Brasiliens zu.
Trotz allem kann ich für mich das Segeln immer noch in vollen Zügen genießen. Unter Groß und Fock machen wir gute Fahrt und die Wolken- und Sonnenauf- und Untergangsspiele bezaubern mich immer wieder.
Am 25. März treffen wir auf die VIKING JUPITER. Ein Kreuzfahrtschiff, das sich treiben lässt und wohl zum Zeitvertreib in gebührlichem Abstand eine Runde um uns herum fährt. An Deck können wir auch mit dem Fernglas keine Menschen ausmachen. Eingesperrt in den Kabinen? Einreiseverbot?
Wir wissen es nicht. Wir hoffen nur, dass unser Ansinnen in Fortaletza erfüllt werden kann. Dazu haben wir Kontakt mit dem deutschen Honorarkonsul in Fortaleza Hrn. Hans-Jürgen Fiege aufgenommen. Er wird uns erwarten und uns bestmöglich unterstützen.
… beginnt mit einer Flaute. Vor uns liegen etwas mehr als 1.700nm (~ 3.000km), das kann dauern! Erst dachten wir ja, dass wir uns nur im Windschatten von St. Helena befinden. Als wir aber am nächsten Tag auch nur heiße 2,3 kts TW (wahrer Wind) messen, kommt der SPI in den Sack und wir lassen uns mal treiben. Reiner nimmt die Gelegenheit war, um hinter SHAMBALA herzuschwimmen. Neben einer ausgelegten Schwimmleine natürlich. Trotz des wenigen Windes muss man schon ein sehr guter Schwimmer sein, um das zu schaffen. Aber das sind wir ja schon gewohnt von unserem Skipper, dass er hinsichtlich sportlicher Leistungen stets starke Vorgaben macht 😉. Anmerkung bei der Gelegenheit: Ich bin jetzt schon bei 1 ½ Klimmzügen!
Tags darauf stelle ich früh morgens fest, dass meine Fischleine auf Anschlag steht. Sofort wird die Leine eingeholt und es ist auch tatsächlich ein Fisch dran. Ein etwa 60cm langer Seehecht. Endlich ein Fisch! Seit Kapstadt fischen wir schon mit 3 Leinen und hatten bisher keinen Biss. Nun scheint der Bann gebrochen. Das gute Stück wird von Martin übernommen und gleich filetiert und portioniert. Vor lauter Freude haben wir aber ganz aufs Foto vergessen, weshalb ich euch den Fisch jetzt nur mehr „in der Dose“ präsentieren kann.
12 Stunden später ist er dann auch gleich in die Pfanne gehüpft. Und wenn auch nicht viel dran war, geschmeckt hat er super!
An diesem Abend hat jemand im Universum den roten Farbtopf umgestoßen:
An den folgenden Tagen frischt der Wind etwas auf und bei 10 – 18 kts machen wir unter Spinnaker auch gute Fahrt. Allerdings trübt sich die Stimmung an Bord etwas ein, da Martin immer öfter mit dem Skipper ins Diskutieren über die Ordnung am Schiff und speziell in der Küche kommt. Hier prallen zwei Meinungen auf einander, die sich auch durch Gespräche am „runden Tisch“ nicht kombinieren lassen. Daher beschließt Martin in Fernando de Noronha auszusteigen. Bis dahin verläuft alles wie bisher und auch die weitere Stimmung ist gar nicht so schlecht wie ursprünglich von mir befürchtet. Zudem soll Laura (Reiners Frau) in Fernando an Bord kommen.
Am Sonntag den 15. März feiern wir „halfway“. Es sind nur noch 865nm bis Fernando. Und Martin, der das Kochen genauso exquisit wie bisher fortgesetzt hat, zaubert dem Anlass entsprechend das Abendessen. Steaks auf Röstkartoffeln begleitet von 1 Fl. Leopard´s Leap.
Immer öfter kommen uns Seevögel besuchen und umkreisen das Schiff. Das wäre soweit ja ganz OK und auch unterhaltsam, hätte da nicht einer davon beim drüber Fliegen durch das nur zu ¼ geöffnete Fenster genau in Reiners Kabine und in sein Bett getroffen 😊. Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht.
Es wird zusehends wärmer und an Arbeiten im Unterschiff ist vorerst nicht zu denken. Wir haben daher einige Projekte etwas zurück gestellt, da wir in 4 Tagen bereits in Fernando vor Anker liegen möchten.
Am 17.03.2020 geraten wir neuerlich in eine Schwachwindzone und aus den geplanten 4 Tagen wird wohl nix. Wir üben uns daher in VMG (Velocity made good), sprich in der Berechnung der möglichen Kursabweichung, um bei dadurch schnellerer Fahrt, früher ans Ziel zu kommen. Unsere geometrisch, mathematischen Kenntnisse sind gefragt und ich bin ganz stolz, dass mir der dazu benötigte Sinussatz ganz spontan dazu einfällt.
18.03.2020 Der Wind hat nun soweit nachgelassen, dass der SPI geborgen werden muss und auf dem Trampolin für einen jederzeitigen Schnellstart in Schlangenlinie aufgelegt wird. Also wird mal wieder ein Bad in einem der tiefsten Pools der Welt gemacht. Wir haben zurzeit etwa 5.000m Wasser unterm Kiel und eine Wassertemperatur von 29,2 Grad!!
Via Iridium-Verbindung erreichen uns nun von zu Hause immer unglaublichere Nachrichten über die Verbreitung des Corona Virus und die von den Regierungen weltweit beschlossenen Restriktionen. Um einem Einreiseverbot in Brasilien zuvor zu kommen, müssen wir uns sputen. Um 11:00 Uhr starten wir daher die Backbordmaschine und fahren ganze 8 Stunden unter Motor, bis wir den SPI kurz nach 19:00 Uhr wieder setzen.
In der Zwischenzeit haben wir einen sehr ansehnlichen „Yellow Fin“ gefangen (Reiners Angelschnur, Peter hat ihn raus gezogen und Martin hat ihn filetiert). Und diesmal gibt es auch Fotos vom Fisch. Einen weiteren Biss hatten wir dann noch, nur dürfte das Fischlein etwas zu groß für meinen NIRO-Angelhaken gewesen sein, da sich der beim Einholen einfach aufgebogen hat. Fisch war da natürlich keiner mehr dran.
In der Nacht landet dann ein armer, kleiner, schwacher Seevogel an Bord und möchte auf SHAMBALA II mitfahren. Wir geben ihm eine Chance, da er sich auch nicht verscheuchen lässt. Nachdem der kleine Piepmatz aber gleich eine ganze Schaar an Verwandten anschleppt, ist die Chance eindeutig vertan. 2 Std. später waren die 6 Vögel endgültig wieder weg. Zurück gelassen haben sie eine ganze Menge an DNA-Spuren, die wir am nächsten Tag wieder wegwaschen durften.
Nun beginnt ein fast ständiges Wechseln zwischen Spinnaker und Motor und nur gelegentlich können wir mit einer Regenwolke mitfahren.
Erst am 22. März um 05:40 Uhr sehen wir Fernando de Noronha in der Morgendämmerung vor uns und um 06:25 Uhr werfen wir den Anker.
Es ist Montag früh und die letzte Nacht hält meinen Bewegungsdrang noch immer gefangen. Ich muss aber noch die Badeplattform reinigen, bevor die anderen aufstehen und außerdem spätestens mit der 09:00 Uhr Fähre an Land, um den Wagen zurück zu geben.
Als ich dann vor dem Wagen stehe, beschließe ich, dass es bedeutend besser ist, jetzt nicht mehr Tanken zu fahren, sondern dem Vermieter das Geld dafür zu geben. Ich glaube er hat mir angesehen, dass das die eindeutig bessere Version war und hat die 10 Pfund dankend entgegen genommen.
Anschließend klarieren wir aus und machen das Schiff klar zum Auslaufen. Am frühen Nachmittag kommt uns dann noch ein Walhai besuchen und schwimmt neugierig zwischen den Schiffen herum. Reiner und Martin schnorcheln noch ein Stück mit ihm mit und ich halte das Szenario von oben fest.
Gegen 17:00 Uhr machen wir die Leinen los und nehmen Kurs auf Fernando de Noronha. Gleichzeitig fährt auch die ALTHEA los, die vor 3 Tagen ihre neue Schiffswelle erhalten hat.
Delphine begleiten uns noch ein Stück während St. Helena immer kleiner wird und in der Nacht verschwindet. Vieles hätte es noch zu erkunden gegeben und vielleicht, ja vielleicht hole ich das eines Tages ja noch nach. St. Helena ist ein Reiseziel der anderen Art, das ich jedem nur ans Herz legen kann, der einmal etwas anderes machen möchte.
Wir sind wieder unterwegs. Ein schönes Gefühl. Sundown
Es ist Sonntag der 8. März 2020; unser letzter Tag auf St. Helena. Morgen wollen wir ablegen und nach Fernando de Noronha aufbrechen. Zuerst fahren wir auf die alte Burg oberhalb von Half Tree Hollow. Eine stolze Befestigungsanlage, die heute vorrangig der Befestigung von Sendemasten dient. Der Ausblick ist wie immer super schön.
Die High School von St. Helena
Half Tree Hollow
Weiter geht’s zum Haus des Gouverneurs von St. Helena. „Plantation House“ heißt dieser sehr imposante Landsitz, der den Gouvaneur Philip Rushbrook beherbergt. Er vertritt seit 2019 die britischen Monarchen auf St. Helena, Ascension und Tristan de Cunha. Vor ihm tat dies Lisa Phillips. Sie war die erste Frau in der 360 jährigen Geschichte dieses Amtes. Aber nicht nur die Gouverneure und -Innen wohnen hier, sondern auch der älteste noch lebende Bewohner der Insel. Das ist Jonathan, er ist etwa 188 Jahre alt und er empfängt uns auch höchstpersönlich.
Er ist einer von 4 Riesenschildkröten und gibt Marina und Sarah gerade eine Audienz als wir ankommen. Die beiden Ladies sind wie alle Inselbewohner gerne zu einem Plauderstündchen bereit und erzählen uns ein wenig von früher, als noch alle 6 Schildkröten lebten.
Unsere Rundfahrt führt uns weiter nach St. Paul´s Cathedral.
An einer der Aufzuchtanlagen der Ursprungsbäume (das sind jene, die Martina pflanzt) halten wir unseren Wagen und gehen ein Stück den Berg hinauf.
Wie durch einen Zauberwald führt der Weg und diesmal kommt mir der Aufstieg auf den Kilimanjaro mit seinen wechselnden Wegetationszonen in den Sinn.
Weiße Seeschwalben gibt es am Kilimanjaro allerdings nicht.
An unserer geplanten Wanderung angekommen suchen wir vergeblich nach Wegweisern und gehen letztendlich einfach dem Gefühl folgend los. Wir gehen einem Traktorweg folgend bergab und landen schlussendlich in einer Sackgasse. Dort treffen wir auf George, der die Wasserpumpe für die Kuhtränken nachsieht. Er erklärt uns, wo wir falsch abgebogen sind.
Zurück ist aber auch keine Option, und so gehen wir einfach geradeaus den Hang hinauf zum Auto zurück, machen unterwegs noch eine „Veschper“ (laut Martin ist das eine Jausenpause auf Schwäbisch) und trällern ein Liedchen, das sogar Reiner mitsingen kann: „…. klein …ging allein…in die weite …“.
@ Xaver und Leni: Wer kennt das Lied und kann es vorsingen?
Zurück am Hafen kommen wir gerade zur Sonntagsparty im Yachtclub zurecht. Reiner nimmt die 18:00 Uhr Fähre, die Martin und ich aber sausen lassen, da Martin für uns eine Sonderfähre für 20:00 Uhr organisiert hat. So sitzen wir noch gemütlich im Yachtclub bis uns um pünktlich um 20:00 Uhr ein Dingi abholt. Es ist Hari von der MOJO. Wir halten nur kurz bei SHAMBALA an, sagen Reiner Bescheid und steigen mit Wein und Bier bewaffnet wieder in Hari´s Dingi. Es ist Partytime auf MOJO.
Den Rest des Abends sollen euch die Bilder erzählen. Ich weiß noch, dass wir sehr viel getanzt und noch mehr Arrak (Palmschnaps) getrunken haben. Irgendwann sind wir zurück auf SHAMBALA II gefahren worden und ich war wenig später äußerst froh über den Umstand, dass mein Kabinenfenster direkt neben meinem Kopfpolster war und …
Bildmitte: IRKA unsere Gastgeberin Im Bild rechts: ? Keine Ahnung
HARI unser Gastgeber
Arrak, Arrak und nochmals Arrak
Bei meinen späteren Recherchen zu St. Helena bin ich dann über folgenden Artikel gestoßen, der bestätigt, dass es sich bei der Party lediglich um die Vollziehung historischen Kulturgutes handelte und wir froh sein können, dass wir mit dem Leben davon gekommen sind 😉
Am nächsten Tag hole ich unseren voraus gebuchten Leihwagen ab. Auf dem Weg dorthin treffe ich Leonardo und Graziella. Da ich schon spät dran bin, muss ich mich leider kurz halten bei unserer Unterhaltung. Ich verspreche aber, dass ich nicht vergessen habe, die Fotos vom Whalesharking zu senden, nur noch nicht die Zeit dazu war. Die Mailadresse habe ich mir bei Anthony aber schon abgeholt. Die Bilder habe ich dann auch wirklich noch gesendet, bevor wir wieder los gesegelt sind. Und unser Mailverkehr hat noch lange darüber hinaus angehalten; Freunde gefunden!
Leihautos sind hier so eine eigene Sache. Die werden von privat vergeben. Manche Leute lassen sich in ein Register eintragen und werden dann bei Bedarf vom Tourismusbüro durchgerufen. Der Zustand der Autos entspricht auch nicht unbedingt jenem, mit dem man bei uns ein neues Pickerl bekommen würde, aber das ist halt so. Im Übrigen kommen die Autos hier fast ausschließlich aus England (Rechtslenker) und werden natürlich per Schiff angeliefert. Die Transportkosten belaufen sich auf etwa 5.000.- EUR je Auto.
Wir bekommen einen Ford Focus von Duncan. Er kostet 20.- Pfund pro Tag plus Sprit. Wir haben das Auto für 2 Tage gebucht. Ich hab auch gleich mal alle Kratzer rundherum fotografiert. Bei der Rückgabe hat sich das Auto dann aber ohnehin niemand angesehen.
Reiner und ich machen uns nach dem Obst- und Gemüseeinkauf als erstes daran, unser Code-0-Segel vom Segelmacher abzuholen. Wir haben das Segel vor ein paar Tagen aus der Segelkiste geholt, mit Süßwasser abgewaschen, zum Trocknen aufgehängt, in eine große Segeltasche gepackt und es dann zur örtlichen Segelmacherin gebracht. Alle kennen sie hier unter ihrem Vornamen WANDA.
Das Segel bzw. dessen Risse wurden genauestens inspiziert und Wanda sagte uns zu, das beste daraus zu machen und ihr Mann Alton und deren Tochter Bianca würden ihr dabei behilflich sein. Wegen der unhandlichen Größe des Segels und der Länge der Risse wurde ein Preis von „bis zu max.“ 150 Pfund vereinbart.
Beim Haus von Wanda angekommen, erwartet uns Alton schon. Das Segel ist schon in der Tasche verstaut, aber wir packen es natürlich nochmal aus, um uns von der Arbeit ein Bild zu machen.
Als Reiner das Flickwerk am Segel sieht, wird er stumm und nachdenklich. Mit kleineren und größeren Segeltüchern ist zwar über die Risse genäht worden, aber in Blasen. Sprich, das über die Risse genähte Tuch ist größer und übernimmt daher keine Spannung vom ursprünglichen Segeltuch. Obwohl die Lastfäden unbeschädigt sind, können die Risse dennoch größer werden. Nach gefühlten 2 Minuten sagt Reiner dann zu Alton ganz ruhig, dass die Arbeit unbrauchbar sei. Nun müsse er das alles wieder auftrennen und neu vernähen, zudem sei über den Rissen kein Klebeband verwendet worden und die Nähte seien auch nur einfach anstatt mindestens doppelt ausgeführt.
Alton versteht das gar nicht. Das Loch ist doch zu und er erklärt uns mehrfach, dass man die Segler immer schon mit dem besten, das man eben könne, unterstützt hat, und auch hier habe man das best mögliche gemacht. Alton will zudem die als „maximal“ vereinbarten 150 Pfund dafür haben. Reiner will die Reparatur so nicht bezahlen und Alton will das Segel nicht herausgeben ohne Bezahlung. Nach einigem hin und her mische ich mich ein und versuche einen Konsens zu finden. Letztendlich bezahlt Reiner sehr widerwillig 130 Pfund und Alton gibt das Segel heraus. Ein unschönes Erlebnis, aber genau so ist es halt gewesen.
Anmerkung: So ein kleines bisschen werde ich das Gefühl nicht los, dass sich auf der Insel ein paar getarnte Treckies unter falschem Namen versteckt halten. Die Segelmacher hießen ABIWAN und der Port Captain: Port Captain of JamesTown, Steve Kirk. Na, das lässt doch einige Schlüsse zu.
Wir bringen das Segel zurück zum Schiff und fahren dann alle drei zusammen los, um die Insel zu erkunden. Zuerst geht’s mal rüber in die Nachbarbucht zu Adrian, wo wir bekannter weise mal wieder vertröstet wurden und anschließend sind wir die neue 2-spurige Straße in Richtung Flughafen gefahren. Gefahren bin übrigens ich, was ich aber spätestens an der Straße zur Sandy Bay hinunter bereut habe.
Als erstes halten wir an einem Rastplatz im Norden von St. Helena und fühlen uns anhand der Landschaft in eine Wüste versetzt.
Als nächstes steuern wir die Meteorologische Station von St. Helena an, in der Hoffnung dort Auskunft über das vor uns liegende Wetter zu bekommen, wollen wir doch am Montag schon weiter segeln. Die Station steht offen, und wir gehen hinein. Drin sitzt Berry, der uns willkommen heißt, uns bereitwillig seine Station zeigt und erklärt, welche Art von Sendern er an seine Wetterballone hängt, die er täglich in die Stratosphäre schickt.
Ein paar Minuten später kommt sein Kollege in den Raum. Ein sehr stattlicher Herr, der „Huggybear“ genannt wird. So ein Name muss ergründet werden und Huggybear gibt mit einem breiten Lächeln auch bereitwillig Auskunft. Er ist nebenberuflich DJ und veranstaltet auch Kinderdiscos. Bei so einer Kinderdisco dürfen sich die Kleinen natürlich auch Lieder wünschen und auf Huggybears Discs drehen. Dazu nimmt er sie hoch und viele von den Kindern bedanken sich, indem sie ihn drücken. Das hat einer Mutter mal so gut gefallen, dass sie ihn Huggybear nannte. Das sprach sich herum und seither kennt ihn die ganze Insel nur noch unter seinem Synonym.
Das bevorstehende Wetter können uns die beiden aber trotz bereitwilliger Auskünfte dennoch nicht verraten, da sie hier nur die Daten sammeln und diese dann von verschiedenen Stationen (z.B. vom Flughafen) verarbeitet werden.
Es ist schon 12:15 Uhr als wir die Wetterstation verlassen. Um 13:00 Uhr wird der Flieger aus Kapstadt erwartet. Aber wir sind schon ziemlich nahe am Flughafen (das ist man auf der Insel ja immer) und suchen uns einen guten Aussichtspunkt. Den haben wir dann auch gefunden und sind noch ein paar Schritte zu Fuß gelaufen. Dort treffen wir dann Shane, der auf dem Auto sitzt und auch Richtung Flughafen schaut. Er und sein Vater Barry kommen öfter hier raus (so durchschnittlich 1x pro Woche 😊), wenn die Flugzeuge ankommen. Shane sagt, sein Vater wisse quasi alles über den Flughafen und so gehe ich noch ein paar Schritte weiter und geselle mich zu Barry.
Während wir auf das Flugzeug warten erzählt er uns dann einige Geschichten und unter anderem jene, von dem Mann, der hier gegenüber auf den Felsen wohnte und seine Frau in den Himmel schickte. Er sitzt seither für den Rest seines Lebens im Gefängnis, das gleich neben der Kirche in Jamestown ist.
Besagter Felsen mit dem Wohnhaus.
Und das Gefängnis …
… von St. Helena …
… in Jamestown.
Der Besuchereingang …
… des Gefängnisses.
Dann zeigt er mit der Hand Richtung Norden und weist uns auf das heranfliegende Flugzeug hin. Es dauert aber noch eine ganze Weile, bis ich es erkennen kann. Dann bin ich etwas überrascht, weil ich es mir kleiner vorgestellt habe. Und Barry sagt nur: „Zu tief, viel zu tief. Das schafft er so nicht.“ Als ich das höre kribbelt es im Bauch. Sollten wir hier Zeuge eines Unglücks werden?
Vor der Klippe aber geht das Flugzeug nochmals hoch und landet auch sicher auf der Landebahn. „Whow“ sagt Barry, „must be an experienced pilot. Well done!”. Puh, da bin ich auch erleichtert. Die Maschine fährt die Rollbahn bis ganz hinten, da sie nur dort umdrehen kann und kommt dann zum Flughafengebäude zurück. Wir verabschieden uns von Barry und Shane und machen uns wieder auf den Weg. Wir fahren vorbei an Napoleons „Landsitz“ und treffen auf einen Berittenen.
Und dann, ja dann geht die Straße (falls man das so nennen kann) runter nach Sandy Bay. Da ich hochkonzentriert gefahren bin, kann ich euch leider keine Bilder zeigen, aber die Straße hatte ganz enge und noch dazu sehr steile 180 Grad Kehren in denen teilweise auch noch Splitt lag. Unsere Slicks rutschten schon mal und das eine oder andere mal musste ich in der Kehre auch noch reversieren. Daneben geht’s steil bergab; das wäre die richtige Straße für die Führerscheinprüfung. Jedenfalls ab ich mich dabei nicht immer ganz wohl gefühlt und die Hupe ist auch heiß gelaufen. Wir sind aber heil unten angekommen und haben unsere Wandersachen ausgepackt, um in Richtung „Lot´s Wifee´s Ponds“ aufzusteigen.
Der Weg nach oben ist nicht steil, aber steigt stetig an. Die Landschaft ist karg und nur von ein paar weißen Flecken unterbrochen. Das sind die Kotränder der Nistplätze der „maskierten Tölpel“. Sie haben oberhalb des Schnabels um die Augen herum eine Zeichnung die aussieht, wie die Maske der Panzerknacker aus der MickeyMaus.
Als wir so dahin gehen, gaube ich mich in Karl May´s „Wildes Kurdistan“ versetzt. Landschaft und Weg erinnern mich an die Geschichten aus dem Buch.
Immer höher steigen wir auf und immer besser wird die Aussicht, bis wir am Top des Weges angelangt sind.
@ Xaver und Leni: Wer kann den Gorilla finden, der da auf den Felsen sitzt und die Füße ins Wasser hängen lässt?
Reiner und Martin steigen noch zu den Felsen ab, die die Brandung überspült und dabei kleine Schwimmbecken (Ponds) hinterlässt.
Foto von Martin
Foto von Martin
Ich mache mich aber wieder auf den Rückweg und will den Strand an Sandy Bay noch genießen. Sandy Bay ist eine der befestigten Buchten von St. Helena. Eine massives Bollwerk mit Schießscharten schützte die Bucht vor unwillkommenen Besuchern. Und auch hier sind die Kanonen nun nur noch als Sitzbänke und Wegbegrenzer im Einsatz. Da man damals aber nicht alle Buchten schützen konnte, wurde einige von ihnen sogar zugemauert!
Schwimmen kann ich wider Erwarten leider nicht gehen. Gefahrenschilder warnen vor gefährlichen Unterwasserströmungen. So mache ich es mir im Schatten einer Strandüberdachung gemütlich, höre Musik und mache ein paar Übungen für den Rücken, während ich auf die beiden anderen warte.
Am Rückweg muss ich die Straße natürlich auch wieder hinauf fahren, aber bergauf geht das irgendwie einfacher als bergab. Oben angelangt sind wir auch wieder zurück im Grünen. Was für ein landschaftlicher Unterschied innerhalb weniger Höhenmeter. In Half Tree Hollow essen wir zu Abend und genießen den Ausblick auf die vor uns liegende See.
Nach der Besichtigung von Napoleons Hinterlassenschaften auf der Insel lassen wir uns von Wayne dann noch zum Einstiegspunkt der Wanderung zum höchsten Punkt von St. Helena fahren. Das ist DIANAS PEAK.
Schon auf der kurzen Fahrt dorthin wird es immer grüner und die Landschaft sieht aus, als würde ich zu Hause über den Sonnberg in die Laussa fahren. Rucksäcke mit Getränk und Jause haben wir mitgebracht und Wayne wird ausbezahlt. Zurück kommen wir dann schon irgendwie, so groß ist die Insel ja nicht.
Das erste Stück des Weges ist etwas eng und gatschig, aber schon bald wird der Weg breiter und ist ähnlich dem Weg zu Napoleons Grabmal ausgemäht und gepflegt. Naja, nicht ganz so schön, aber für einen Wanderweg …
Rasch fällt auf, dass der Flachs hier oben die dominierende Pflanze ist; ein wucherndes Überbleibsel vergangener Tage. Schon bald finden wir den ersten Aussichtspunkt und können uns einen ersten Überblick über die verschiedenen Vegetationszonen verschaffen.
Nur wenige Schritte weiter sehen wir dann auf die andere Seite der Insel, wo auch der (wegen seiner Gefährlichkeit bei der Landung) mittlerweile schon berühmte Flughafen liegt.
Dann treffen wir Melvin und Dencel. Sie sind die beiden Wegmacher, die hier die Wanderwege ausschneiden und pflegen. Sie kennen hier fast alles und machen diese Arbeit quasi schon immer. Ein Stück weiter legen wir dann eine Pause ein. Man beachte das Schild oberhalb des Weges (hinter der Bank) und die „Bewaffnung“ des Rastplatzes. Kanonen gibt es hier im Übrigen zu Hauf, so dass man sie als Bänke, Blumentröge und alles Mögliche benutzt. Im Hintergrund sieht man auch schon den ersten Gipfel der drei noch vor uns liegenden. Und was ist denn das, was da auf den Gipfel rauf führt, eine Seilbahn?
Die Seilbahn entpuppt sich neuerlich als Stufe und während des Aufstieges kommt uns die Gruppe entgegen, mit der Martin heute Morgen los gegangen ist. Steve vom Yachtclub mit Familie, Paula und Mark von der WAVELENGTH, Hari, Irka und deren Sohn von der MOJO, die Besatzung der MARIGOT und Martin natürlich. Sie berichten über schlechte Sicht auf dem Gipfel, weil Wolken durchgezogen sind. Ich grinse nur und sage ihnen, dass das jetzt gleich anders werden wird, denn wenn Englein reisen, sich bekannter Weise auch das Wetter weisen wird. Hat sich zwar auf Englisch nicht gereimt, haben aber alle verstanden und gelacht.
Die Leitern werden immer mehr und führen uns direkt „über dem Grad über den Grad“ auf den ersten Gipfel mit 814m, MOUNT ACTAEON. Von hier aus haben wir schon einen tollen Blick nach Osten und können jetzt das ganze Flughafengelände übersehen. Flugzeug werden wir aber jedenfalls keines zu sehen bekommen, da ja nur samstags eine (1!) Maschine ankommt.
Der mittlere der 3 Gipfel ist auch der höchste Punkt der Insel. DIANAS PEAK mit 818m. Der Ausblick ist allerdings am letzten Gipfel, CUCKOLD´s POINT mit 815m, noch besser. Ein voller Rundumblick wie auf einer Aussichtswarte; echt toll. Ich nehme den Kompass aus der Tasche und peile Fernando de Noronha an, kann es aber nicht sehen. Eventuell zu weit weg? 😉
Nach einer kurzen Jausen- und Fotopause machen wir uns auf den Rückweg, wo wir Melvin und Dencel nochmals treffen und dort auch einen anderen Weg zurück einschlagen. Wir gehen über „Halley´s Mount“, noch nicht wissend, was uns dort erwartet, zurück.
Was uns erwartete, war die Stelle, an der der Astronom Edmond Halley seine Himmelsbeobachtungen machte. Daher auch der Name des Weges, den wir ursprünglich so nicht zugewiesen hatten.
Edmond Halley war erst 20 Jahre jung, als er zusammen mit seinem Assistenten Mr. Clarke im Februar 1677 nach St. Helena kam. Er hatte die Aufgabe, die Gestirne der südlichen Hemisphäre zu katalogisieren, um eventuelle Fehler in den bisherigen Sternenkarten ausbessern zu können.
Dafür war St. Helena ein sehr geeigneter Ort, denn es lag auf der südlichen Hälfte der Erde, nicht allzu weit vom Äquator entfernt, um mit der nördlichen Sternenkarte koppeln zu können und bot zudem den Schutz einer britischen Kolonie. Im November 1678 kehrten sie nach England zurück und hatten in der Zeit 341 Sterne vermessen, was ihnen Ruhm und Ehre einbrachte.
Wirklich berühmt wurde Edmond Halley aber erst posthum, für die Entdeckung des nach ihm benannten Halley’schen Kometen, den er 1680 beobachtete und seine Wiederkehr für 1758 vorhersagte. Selbst Isaac Newton widersprach Halleys Theorie, aber auch er erlebte deren Richtigkeit nicht mehr. Der Komet kommt alle 75,3 Jahre wieder und wurde zuletzt 1986 gesichtet. Wer ihn also damals nicht gesehen hat, muss bis 2061 warten.
Dann gibt’s noch einen Friedhofs- und einen Kirchenbesuch, bevor wir wieder an der Straße ankommen. Wir heben einfach den Daumen in Richtung Jamestown. Herannahende Autos erkennt man hier ja frühzeitig am Hupen 😊. Es dauert auch nicht lange, bis ein Pickup hält. Die Lenkerin räumt den Beifahrersitz frei. Soll heißen, sie schmeißt alles nach hinten in die 2. Sitzreihe, die ohnehin schon gerammelt voll ist. Ich leg noch meinen Rucksack drauf und nehme selbst am Beifahrersitz Platz. Währenddessen klettert Reiner auf die Ladefläche und macht es sich zwischen den dort befindlichen Setzlingen bequem.
Unsere Chauffeurin heißt Martina und arbeitet für die örtliche Umweltabteilung. Sie ist eine derjenigen, die Flachswucherungen roden und wieder ursprüngliche Bäume pflanzen. Außerdem hat sie einen 1-jährigen Sohn und klarerweise haben wir Babyfotos ausgetauscht 😉. Zudem lief im Auto einer der beiden Radiosender und brachte Rockmusik. Genau passend finde ich, zu der flotten Fahrt von Martina auf der engen Klippenstraße nach Jamestown wurde „Black Batty“ von Ram Jam gespielt. Yeah!
Zurück auf dem Boot steigt Reiner dann noch in den Mast, um endlich die abgebrochene UKW-Antenne auszutauschen und das Mysterium des Materials zu klären, das sich an der Topsaling festgemacht hat (metallisches grau, Ösen und Seilreste).
Das mysteriöse Material waren Reste von Luftballons, die die UKW-Antenne aber keinesfalls abgerissen haben können. Viel wahrscheinlicher ist da schon, dass sich die Dirk des Fockbaumes mal um die Antenne gewickelt hat. Deshalb bekommt die neue Antenne (ein Schweißdraht) auch eine Verspannung in den Diamanten, damit das nicht mehr passieren kann. Über die richtige Länge der Antenne haben wir viel diskutiert und Wellenlängen berechnet. Am Ende haben wir sie genau 90 cm lang gemacht und sie funktioniert so auch ganz gut.
Der wohl berühmteste Bewohner von St. Helena war ein Korse, französischer General, Konsul und Kaiser – Napoleone Buonaparte oder Napoleon I. von Frankreich. Das war er allerdings nicht mehr, als er im Oktober 1815 auf die Insel kam um dort seine lebenslange Verbannung abzusitzen.
Der katastrophale Ausgang des Feldzuges gegen Russland ab 1812 führte zur Erschütterung der Herrschaft Frankreichs und somit Napoleons über große Teile Europas, den Befreiungskriegen und letztlich zum Sturz Napoleons. Nach einer kurzen Phase der Verbannung auf Elba kehrte er nach seiner Flucht von dort 1815 nochmals für 100 Tage an die Macht zurück. Am 18. Juni 1815 in der Schlacht von Waterloo (15km südlich von Brüssel, damals noch Niederlande) wurde er von den Alliierten Truppen unter General Wellington jedoch endgültig besiegt, was am 22. Juni zu seiner Abdankung und zum Ende des französischen Kaiserreiches führte.
Napoleon selbst wurde als britischer Kriegsgefangener bis zu seinem Lebensende auf die fern ab gelegene Insel St. Helena verbannt, von der es aufgrund ihrer Abgeschiedenheit wohl kein Entrinnen mehr geben konnte und letztlich (zu Lebzeiten) auch nicht gab.
Zurück in die Jetztzeit: Am 06.03.2020 machen sich Reiner und ich auf, die Spuren von Napoleon zu ergründen. Martin ist währenddessen mit einer anderen Gruppe, die sich im Yachtclub verabredet haben, zum Wandern unterwegs.
Wir verhandeln mit Wayne, einem Taxifahrer mit seinem auffällig orangen Ford Focus älteren Baujahrs, über die Möglichkeit, dass er uns zu den Kultstätten fährt und dort jeweils auf uns wartet. Bei 25 Pfund sind wir uns einig und schon geht’s los. Zuerst zum Grab, da man dort schon um 09:00 Uhr hinein kann, in das Wohngebäude aber erst ab 10:00 Uhr.
Die engen Straßen durch die Klippen hoch zu fahren ist schon ein kleines Erlebnis für sich. Vorrang hat immer derjenige, der bergauf fährt. Der Gegenverkehr wartet in einer der vielen Ausweichen, und vor einer unübersichtlichen Kurve (übersichtliche gibt’s eh keine) wird gehupt, richtig viel und oft. So gelangen wir zum Zugang von Napoleons Grabmal. Ein Wegweiser verrät uns, dass man ein paar hundert Meter weit gehen muss. Kein Friedhof? Wir gehen einfach mal los.
Es ist ein breiter Weg, der mit sehr viel Sorgfalt ausgemäht und zurückgeschnitten ist. Und man geht tatsächlich eine Weile, bis man die ehemalige Grabstätte des Imperators vorfindet.
Ein kleines Wachhäuschen erinnert noch daran, dass das Grab nicht unbewacht war, solange der kleine Mann (er war nur 1,57m) hier nach seinem Tod am 05.05.1821 zur vorletzten Ruhe gebettet wurde. Zur VORletzten Ruhe deshalb, weil er 1840 exhumiert und in den Invalidendom nach Paris überführt wurde.
Fast schon kitschig mutet es an, dass just zu dem Zeitpunkt als wir uns beim Grabmal befinden 2 weiße „Tauben“ darum herumfliegen. Es sind aber keine Tauben, sondern weiße Seeschwalben, die auf St. Helena sehr häufig zu sehen sind. Kitschig wars aber trotzdem.
Zurück beim Wagen fragen wir Wayne, wer denn die Weg- und Grabpflege hier betreibt. Er sagt uns, dass das, so wie auch die Erhaltung und Pflege des Wohnhauses, vom französischen Staat übernommen, aber natürlich von helenischen Arbeitern durchgeführt wird.
Wir fahren weiter zum „Longwood House“ und sind einigermaßen überrascht, als wir dort ankommen und eine wirklich prächtige und sehr große Villa zu sehen bekommen. Na, wie ein Gefängnis sieht die ja nicht aus, aber Napoleon dürfte mal gesagt haben, dass selbst die größte Insel für einen Imperator ein Gefängnis ist.
Wir suchen uns den Eingang, der über die Terrasse ins Haus führt. Dort erwarten uns Gwen und Ivy, die beiden ausgesprochen gesprächigen Führerinnen und Aufpasserinnen. Sie sind natürlich auch Heleninnen, aber eben beim französischen Staat angestellt. Ivy selbst ist kleinwüchsig und so müssen wir uns für´s Gemeinschaftsselfie schon etwas hinknien, um alle ins Bild zu kommen.
Die Innenräume sind wie erwartet altertümlich ausgestattet und es gibt sogar einen Weinkeller (der allerdings nur ein ebenerdiger Raum ist). Es herrscht striktes Fotografierverbot, worauf Ivy, die uns begleitet und mit vieeelen Informationen versorgt, auch sehr achtet. Wie gesagt, die beiden sind sehr gesprächig 😉
Die Royals bei einem Besuch des Hauses 1947
Reiner eilt mal ein paar Schritte voraus und kommt so dennoch zu ein paar Bildern. Am Ende gibt’s dann noch den üblichen Verkaufsraum, in dem man Souvenirs oder auch eine Flasche von dem Süßwein erstehen kann, den Napoleon damals getrunken haben soll. Immerhin 6.000 Flaschen lies er sich während seines Aufenthaltes in St. Helena kommen. Das macht pro Tag etwas mehr als 1 Flasche; na denn Prost! Nicht ganz so alt ist der Wein, den man hier kaufen kann, aber immer noch von den selben, südafrikanischen Trauben des „Vin de Constance“ vom Tafelberg.
Im Übrigen gab es noch weitere Exilbewohner auf St. Helena wie:
1890 – 1897 wurde der Zuluhäuptling Dinizulu kaCetshwayo hier gefangen gehalten
1900 wurden 6000 kriegsgefangene Buren von Südafrika nach St. Helena gebracht
1957 – 1960 wurden drei Nationalisten aus Bahrein hier festgehalten
Und berühmte Persönlichkeiten:
1677 beobachtete Edmond Halley (der Entdecker des Halleyischen Kometen) die Gestirne von St. Helena aus.
1761 tat ihm dies der britische Hofastronom Neville Maskelyne nach, der auf der Suche nach einer Möglichkeit war, den Längengrad während einer Überfahrt auf See feststellen zu können. (Die dafür erforderliche sehr genaue seegängige Uhr wurde übrigens von einem britischen Tischler – John Harrison) erfunden und gebaut.
1771 kam Kapitän James Cook, ein britischer Entdecker, auf die Insel
1792 kam Kapitän William Bligh, der Kapitän der BOUNTY nach St. Helena.
1836 der englische Naturforscher und Geologe Charles Darwin
1898 hielt Joshua Slocum im Zuge seiner Weltumsegelung auf St. Helena. Er war der erste Mensch der mit seiner nur 11,2m langen SPRAY alleine um die Welt segelte (vom 24 April 1895 bis zum 27. Juni 1898). Er segelte dabei 1898 – genau wie wir 😉 – von Kapstadt über St. Helena in die Karibik. (Credits für das Bild von Slocum mit seiner Spray an: Yachtbild)
Ja, hier kann man schon in sehr historischen Fußstapfen wandern.
Mittwoch 4.März, für 13:00 Uhr haben Reiner und ich uns fürs „Whalesharking“ angemeldet, während Martin mit einer Gruppe von anderen Seglern zum Wandern aufgebrochen ist.
Walhaie sind keine Wale sondern Haie, die wegen ihrer Größe WAL-Haie genannt werden. Sie sind die größten Fische der Gegenwart. Das bisher größte vermessene Exemplar hatte 13,7m. Sie sind anhand ihrer Zeichnung mit den hellen Punkten auf der dunklen Haut gut zu erkennen. Im Gegensatz zu ihren viel bekannteren Artgenossen ernähren sie sich ausschließlich von Plankton und Kleinstlebewesen, was bei der Größe des Mauls nicht so ganz glaubhaft erscheint.
Jedenfalls befindet sich eine kleinere Population von Walhaien immer im Frühjahr (hier ist das der Sommer) in der Bucht von Jamestown. Und mit diesen kann man mit Schnorchel, Flossen und Kamera ausgerüstet ein Stück des Weges mitschwimmen (Tauchen ist verboten!).
Wir werden um 13:00 Uhr von Antony und seinem Tauchboot direkt am Schiff abgeholt. 9 weitere Walhaisucher sind schon an Bord. Mit Highspeed geht es Richtung Norden und Antony und sein Kollege halten Ausschau nach Haiflossen. Nicht die Rückenflosse, sondern die Schwanzflosse schaut bei den Walhaien aus dem Wasser. Das Boot wird langsam, stoppt und einer der Gäste lässt sich auf Antonys Zeichen hin rückwärts ins Wasser gleiten, schnorchelt und gibt dann Zeichen, dass der Hai abgetaucht ist. Er kommt zurück an Bord und wir fahren weiter.
So geht das noch zwei-, dreimal und beim dritten mal geht auch Reiner ins Wasser. Leider auch diesmal kein Walhai, der sich zeigen möchte. Jetzt wird’s schwierig, da Reiner ja beim Schwimmen keine Hörgeräte trägt kann man ihn nicht zurückrufen. Antony fährt etwas näher an ihn heran und ich schreie dann ein ganz lautes „Hey“, das Reiner dann auch wahrnimmt und sich zu uns umdreht, so dass wir ihn an Bord zurück winken können.
Weiter geht die Fahrt. Wieder ist eine Schwanzflosse zu sehen, und diesmal bin ich es, der ins Wasser gleitet. Als ich mich im Wasser befinde und mich erst mal zu orientieren versuche, bleibt mir gleich mal das Herz für eine Sekunde lang stehen. Keine 5 Meter vor mir bewegt sich eine weiß getupfte Wand von links nach rechts. Die Größe des Tieres und die unmittelbare Nähe überraschen mich total.
Ich fasse mich, schwimme hinterher und versuche links zu „überholen“, um den Kopf nochmal zu sehen zu bekommen. Ich greife nach meinem Handy, das ich in einer Unterwassertasche umgehängt habe, um den Augenblick festzuhalten. Wie sollte es auch anders sein, kann ich es nicht einschalten. Alle Versuche scheitern. Ich halte es über Wasser, versuche es dort, aber auch das geht nicht. So schnorchle ich dem Tier in aller Ruhe hinterher und bestaune seine Größe und die Nähe zu ihm. Auch die anderen sind mittlerweile (fast) alle im Wasser. Ich bin voll fasziniert und lasse mich ein wenig treiben. Dann kommt mir in den Sinn, dass ja nur max. 10 Leute gleichzeitig ins Wasser dürfen und demnach noch jemand im Boot sitzt und wartet, bis ein anderer zurück kommt.
Ich schwimme also zurück, und schlüpfe unterstützt durch zwei kräftige Flossenschläge mit dem Bauch über die Bordwand zurück ins Boot. Mickey geht an meiner statt ins Wasser. Ich packe mein Handy aus und siehe da, es funktioniert wieder (Ärger!). Neben mir sitzt Leonardo, ein Gynäkologe aus Italien.
Er fragt, wie es war und ich bin auch gleich wieder zurück in meiner Faszination von vorhin, als ich ihm davon erzähle. Er selber möchte nicht ins Wasser, aber seine Frau Graziella schnorchelt mit dem Walhai.
Da das Handy nun wieder geht, frage ich Anthony, ob ich denn nicht wieder ins Wasser könnte, um noch ein paar Bilder zu machen, was er mit einem Winken in Richtung Wasser bestätigt.
Und schon bin ich wieder im Wasser. Die Bilder zeigen euch, was ich dort erlebt bzw. gesehen habe. Und zugegeben, wenn der Fisch auf dich zuschwimmt und das Maul ein wenig aufsperrt, gibt das ein flaues Gefühl in der Magengrube und ich schwimme wie von Geisterhand rückwärts um den Abstand zu vergrößern.
Nach etwa 15 Minuten schwimme ich zurück zum Boot, steige aus dem Wasser und atme richtig durch. Der Walhai aber ist regelrecht neugierig und inspiziert nun unser Boot. Die Jungs fahren die Außenborder hoch, damit sich das Tier nicht verletzt und dann liegt er als Ganzes längsseits. Das Boot ist 8,5m lang und der Fisch nahezu auch. Einfach beeindruckend.
Langsam kommen wieder alle zurück ins Boot und ich zeige Leonardo ein paar Bilder auf dem Handy. Graziella setzt sich neben uns und ich frage sie, ob sie denn auch Bilder gemacht hätte. Sie verneint, keine Unterwasserkamera. Ich sage zu, ihnen Bilder von mir zu senden, wenn sie ihre Mailadresse bei Anthony abgeben würden. Mickey, die mitbekommen hatte, dass das Handy anfangs nicht funktionierte, bietet mir wiederum an, einige Bilder, die sie mit Ihrer professionellen Kamera gemacht hatte, zu schicken und auch sie wollte ihre Mailadresse bei Anthony im Tauchshop hinterlegen.
Am Abend zeige ich dann bei Ann´s meine Bilder stolz in der Runde herum und schon werden einige davon unter den Seglern verschickt. Wenn ihr jemals die Gelegenheit haben solltet, mit einem Walhai schnorcheln zu können, tut es, die Faszination wird euch bestimmt genauso ergreifen, wie sie mich ergriffen hat!
Für die gebrochene Furlinganlage des Code-0-Segels brauchen wir Ersatzteile. Wir fahren daher in die Nachbarbucht, um den dortigen Schlosser Adrian aufzusuchen.
Als wir in die Bucht einfahren, bemerken wir sofort die vergleichsweise riesige und vor allem noch ganz neu aussehende Mole. Gebaut, um größere Frachter zu bedienen aber bis auf den Ladekran gähnend leer. Ebenso wie die Förderanlage gegenüber und die (wie wir später noch sehen werden) neu gebaute 2-spurige Straße bis zum Flughafen. (Und überall sind blaue Schilder mit gelben Sternen drauf zu sehen.)
Wir machen das Dingi fest und wollen die paar Meter zu den Gebäuden der Straße entlang gehen. Wir werden durch Zurufen angehalten. In den Felsen ober der Straße werden Befestigungsarbeiten durchgeführt. Die Steilklippen oberhalb von Straßen und Wohnhäusern werden mit Drahtgittern verhangen, um die Menschen von herabstürzenden Steinen zu schützen.
Marchy, eine Seglerin, ruft uns zu und erklärt, dass wir nur zwischen 12:00 und 13:00 Uhr (während der Mittagspause) an der Baustelle vorbei können. Was aber macht Marchy auf der Mole?
Sie und ihr Mann sind mit der ALTHEA von Kapstadt gekommen. Während der Überfahrt ist allerdings die Propellerwelle gebrochen und dadurch Wasser ins Schiff gelaufen. Mit viel pumpen haben sie es nach St. Helena geschafft und sind hier aus dem Wasser gehoben worden. Zwischen Mole und einem Container eingezwickt liegt die ALTHEA nun auf dem Trockenen und wartet auf eine neue Welle. Die soll übrigens von eben dem Adrian kommen, der auch unsere Ersatzteile machen soll.
Es wird 12:00 Uhr und wir marschieren rüber. Im Büro der Schlosserei finden wir Rayon und seine Tante Veronica, Adrians Schwester, denen wir anhand der von Reiner angefertigten Zeichnungen erklären, was wir benötigen. Etwas schwierig, aber es klappt. Rayon ist hier der „Planzeichner“, wobei sich das eher auf 3D Projektionen bezieht. Die Schnittzeichnungen der benötigten Scheiben kann er offenbar nicht so ganz lesen, anhand der mitgebrachten Muster aber dann doch erkennen. Ich spreche ihn auf sein T-Shirt an, und er erklärt voll Stolz, 5 Jahre lang Feuerwehrmann auf Ascension Island gewesen zu sein, bevor er nach St. Helena zurück kehrte.
Um die Sache vorweg zu nehmen: Wir haben oft telefoniert, sind mit dem Dingi und dem Leihwagen mal vorbei gefahren, haben viel versprochen bekommen und sind oft vertröstet geworden, haben aber am Ende leider kein einziges Teil erhalten. Schade!
Wir machen uns wieder auf den Rückweg, müssen wir doch vor 13:00 Uhr die Straße zur Mole passieren. Zurück in der Bucht von Jamestown, lässt uns Martin am Anleger aussteigen, fährt ein Stück raus, macht das Dingi fest und schwimmt an Land zurück.
Stadtrundgang ist angesagt. Ich treffe Reiner dann am oberen Ende von Jamestown wieder und wir gehen zusammen noch ein Stück weiter landeinwärts. Die Vegetation nimmt zu und zeigt uns seltsam anmutende und schöne Gewächsformen.
Der St. Helena Regenpfeiffer ist endemisch auf St. Helena und auch das Wappentier der Insel.
Dann sehen wir in einen Gemüsegarten, rufen dem Gärtner zu und er winkt uns hinein. Es ist Paul. Ein waschechter Insulaner und mit seinen 54 Jahren jüngster von 10 Geschwistern. Wir schwätzen ein bisschen und er gibt uns einen Sack voll reifer grüner Mangos mit. Geld will er keines dafür haben. Von dem Salat im Garten kann er uns leider nichts abgeben, da der wiederum seinem Freund gehört. Er meint aber, wir sollten am Donnerstag wiederkommen, da sei auch Pierre da.
Haben wir dann auch gemacht und sowohl Mangos, als auch Auberginen und frischen grünen Salat (diesmal aber natürlich gegen Bezahlung) bekommen. DANKE!
Sonntag. Am Morgen mussten wir SHAMBALA II erst einmal neu an der Boje vertauen, da sich die Boje unter das Boot und damit gefährlich nahe unter das Mittelschwert bewegt hatte.
Dann sind wir aber auch schon wieder an Land, zu Ann´s Place ins Internet und am Nachmittag in den Yachtclub von St. Helena zum Barbecue. Der Yachtclub ist direkt an der Mole und hat eine wunderbare Aussicht über die Bucht von Jamestown. Die Insulaner waren auch schon fleißig am Grillen als wir dort ankamen und der neue Kühlschrank wurde eingeweiht, sprich ausschließlich mit Bier gefüllt. Das Bier hier kommt klarer weise aus Südafrika.
Es gibt gegrillte Hühnerkeulen, Nudelsalat und Knoblauchbrot. Schmeckt alles sehr lecker, war nur ein bisschen wenig. Aber naja, die paar fehlenden Kalorien haben wir halt getrunken statt gegessen 😉. Ich hab mir dann noch ein Clubshirt gekauft (siehe Sundown) und schon ging es wieder zurück aufs Boot. Ein kurzweiliger Tag.
Es ist schon irgendwie lustig. Den Jahrestag unserer Ankunft in St. Helena können wir nur alle 4 Jahre feiern. Es ist Samstag, der 29. Februar 2020.
Gegen 08:00 Uhr wache ich als erster auf und schaue zuerst mal aus meinem Kajütenfenster: Hohe Steilklippen und andere Segelboote, die an den Bojen hängen; die Sonne scheint.
Raus aus der Koje und rauf an Deck. Ich sehe mich um und sehe auch gleich ein Kajak mit 2 Leuten auf uns zukommen. Es sind Hari und Irka von der MOJO, die mich auf St. Helena begrüßen und mir gleich die wichtigsten Infos in Sachen Inselleben vermitteln.
Wenn wir mit dem Dingi an den Landesteg fahren, muss jemand von uns wieder ein kleines Stück rausfahren, das Dingi an eine der unzähligen Leinen binden und an Land zurück schwimmen. Festmachen am Anleger geht wegen des Schiffsverkehrs und wegen der Tide nur ganz schlecht und ist auch bestimmt nicht gut fürs Dingi. Besser mit der Fähre übersetzen.
Die Fähre auf Kanal 16 rufen, fährt immer zur vollen Stunde zw. 08:00 und 20:00 Uhr Kostet 2.- Pfund pro Nase hin/retour und wird erst vor Abreise bezahlt.
Datenkarte extrem teuer und funktioniert nicht im Bojenfeld Am Besten in einem Lokal ein Datenvolumen (Onlinezeit) im WLAN kaufen. Zuerst alles vorschreiben (Emails, WhatsApp, usw.) und dann erst einloggen.
Bestes Lokal ist Ann´s Place gleich im Schloßpark; dort treffen sich auch alle Segler.
Einkaufen kein Problem, aber nur mit Bargeld möglich; britische wie St. Helena Pfund.
Zugang zur Port Control im weißen Gebäude mit dem kleinen Glockenturm an der Gebäuderückseite.
Das waren alles super Informationen. Am Ende kam aber dann doch noch eine etwas enttäuschende Meldung nach, nämlich, dass wir einen Tag zu spät angekommen sind, da gestern Abend auf der MOJO eine riesen Party für alle Segler des Bojenfeldes stattgefunden hatte ☹.
Aber jedenfalls DANKE nochmal an Hari und Irka für Ihre Informationen!
Zwischenzeitlich waren auch Reiner und Martin an Deck und wir machten uns bereit, auf die Insel überzusetzen. Den „Ferry Service“ auf 16 gerufen und kurz darauf waren wir unterwegs.
Sieht klein aus das Fährbötchen, hat aber viel Platz oder zumindest Platz genug, um die Segler mit ihren Sachen zu transportieren. „Doney“ ist der Skipper. Er zückt ein kleines oranges Heftchen, fragt nach dem Schiffsnamen und macht 3 Striche daneben; Buchführung auf der Fähre.
Am Anleger ausgestiegen (und die Seile hängen da nicht umsonst) und wieder Land unter den Füßen, das allerdings ein wenig schwankte. Wir müssen uns alle drei erst wieder an festen Boden gewöhnen. Wir sind also auf geradem Weg zur Port Control und haben den Eingang auch gleich gefunden. (Ohne Hinweis darauf, hätten wir ihn allerdings wohl länger gesucht.)
Im ersten Stock werden wir schon erwartet. Ein sehr netter junger Mann, dessen Namen ich nun leider vergessen habe, hatte schon alle Papiere für uns vorbereitet. Die Kolleginnen vom Zoll, die nur ein Büro weiter sitzen, waren aber leider nicht da, da Samstags immer das Flugzeug aus Kapstadt kommt und sie dann am Flughafen sind. Sie kommen aber nach der Flugzeugabfertigung für uns nochmal zurück und wir sollen um 14:00 Uhr wieder her kommen. Da das Immigration Office am Wochenende zu war, mussten wir eine provisorische Einreiseerklärung bei der Polizei ausfüllen. Dort hin hat uns der nette Mann dann noch mit seinem Wagen gefahren und – oh Zufall – seine Schwester hat die Formulare (immer unter Beobachtung Ihrer Majestät) für uns schon bereit gehabt. Er hat sie dann auch noch motiviert, ein Foto mit uns zu machen, da sie ein wenig schüchtern war (als Polizistin?). DANKE!
Bis nach der erfolgreichen Zollabfertigung darf man noch nicht offiziell in der Stadt herumlaufen, weshalb er uns dann auch noch zu Ann´s Place gefahren hat, das unmittelbar im Schlossgarten unweit der Zollstelle liegt. Und nochmals DANKE!
Dort gings dann auch gleich mal ins Internet, um zu Hause Bescheid zu geben.
Um 14:00 Uhr sind wir dann los zum Zollbüro. Dabei muss man am Schwimmbad vorbei, das direkt an der Uferpromenade liegt. Aber, im Customs Office war keiner da. Wir warten also. Beim Warten haben wir uns in den Schatten einer Bushaltestelle gestellt und dabei auch wieder Ellen und Michael von der SLEIPNIR III getroffen.
Gleich neben der Bushaltestelle war eine kleine Imbissbude, die von Tracy geführt wurde. Dort gabs außer Bier und Erfrischungsgetränken auch wunderbaren Tunfisch, frisch gebraten. Für mich hat´s aber ein Bier getan. Auf die Frage, was wir denn am Abend in Jamestown so machen könnten, erzählte uns Tracy, dass es Freitags und Samstags immer Disco an der Stadtmole gibt. Sie selber könne aber nicht hinkommen, da sie zwei Kinder aber keinen Babysitter für den Abend hätte. Auf die Frage des Alters der Kinder erfahre ich dann noch, dass Tracy von einer größeren Tochter auch bereits Großmutter ist. Großmutter? Da haben wir natürlich sofort Fotos von unseren Enkeln ausgetauscht; logo!
Zwischenzeitlich kamen auch die Damen vom Zoll an und wir hatten die Formalitäten in 5 Minuten erledigt. Für ein Foto waren sie allerdings nicht bereit, da sie – eigene Aussage – nach so einem langen Tag nicht mehr fotogen gewesen wären.
So, alles offiziell, also machen wir auch gleich einen kleinen Stadtrundgang.
Martin war schon mal voraus, ihm hatte das Warten zu lange gedauert, und ist währenddessen die Jakobsleiter rauf gestiegen; 15 Minuten, wie er uns später stolz erzählt. Die Jakobsleiter sieht von weitem aus, wie eine Seilbahn, ist aber das ganze Gegenteil davon. Eine schier endlose Stiege mit 699 Stufen. Einmal jährlich findet die Besteigung der Stiege im Zuge des „St. Helena Festival of Running“ in Form eines Wettkampfes statt. Der Rekord über die Stiege beträgt 5 Minuten und 33 Sekunden, wie auf dem Schild am Fuße der Treppe zu lesen ist. Wenn ich die Stufen hinaufblicke, denke ich mir allerdings, dass es sich hier wohl nur um einen Schreibfehler handeln kann. Bei dem Festival selber gibt es neben der Besteigung (Belaufung?) der Jakobsleiter auch noch einen Halbmarathon, einen Marathon, die Besteigung von „Dianas Peak“ (höchster Punkt der Insel mit 818m) und einen Triathlon zu absolvieren. Wer also quasi schon alles gelaufen ist, was es so gibt, der könnt hier noch einmal eine Herausforderung der Sonderklasse finden 😉
Da es wieder zu nieseln begonnen hat, nutzen Reiner und ich die Gunst der Stunde, die Stufen ohne Sonneneinstrahlung zu erklimmen. Ich beginne und merke auch schon bald, wo das Geheimnis der Stufen zu finden ist. Es ist die Stufenhöhe. Viel höher als gewohnt muss man steigen und damit auch sein Körpergewicht höher nach oben heben. Der Oberschenkel wird also – aus meiner bescheidenen Sicht – viel früher und stärker beansprucht als sonst auf einer Stiege gewohnt. Schon wenige Meter nach dem Start lege ich die erste „Fotopause“ ein. Reiner überholt mich natürlich und liegt damit uneinholbar voraus. Jedes mal wenn ich mich umdrehe und fotografiere, muss ich mich am Geländer halten, weil die Stufen so steil sind. Irgendwann erscheint rechts am Boden ein kleines Schildchen mit „Half Way“. Ich verfalle, dachte ich doch, schon viel weiter zu sein. Mit Händen und Füßen ziehe und schiebe ich mich nach oben und komme dort patschnass vom Regen (geschwitzt habe ich gar nicht?) nach 16 Minuten endlich an. Der Ausblick lohnt sich jedenfalls allemal.
Oben angekommen hängt uns dann die Zunge heraus.
Wir machen gleich noch einen Rundgang in der alten Burg, bevor wir uns wieder auf den Weg nach unten machen. Langsam, kann ich nur empfehlen. Einmal ausgerutscht dauert ziemlich lange bis zum Stillstand.
Ausblick auf das Bojenfeld. SHAMBALA II ist da leicht heraus zu finden.
Nach einem Abendessen bei Ann´s geht’s mit der Fähre zurück aufs Boot und auch schon bald in die Falle. War ein langer Tag mit vielen Eindrücken.
Das ist der Schriftzug, der auf allen Prospekten und vielen T-Shirts zu finden ist, die es auf der Insel gibt. Und ich bin mir ganz sicher, es ist wirklich noch ein Geheimtipp mit vielen Geheimnissen, die es zu entdecken gibt, von denen ich euch das eine oder andere hier verraten oder zumindest erahnen lassen möchte.
Auf 16° südlicher Breite und 5° westlicher Länge inmitten des Südatlantiks erhebt sich ein kleiner Felsen mit steilen Klippen vulkanischen Ursprungs aus dem Wasser. Gerade mal 123,28km² groß kann man die Insel mit Ihren 15km x 11km wahrlich als die Stecknadel im Heuhaufen bezeichnen. Gefunden hat sie ein Portugiese namens Joao da Nova am 21. Mai anno domini 1502. Da an diesem Tag Helena, die Mutter von Kaiser Konstantin dem Großen, Geburtstag hatte, benannte er die Insel nach ihr: St. Helena.
St. Helena blieb aufgrund ihrer Abgeschiedenheit und Steilküsten bis ins 16. Jahrhundert unbewohnt, und nachdem es die Portugiesen aufgegeben hatten, wurde es um 1600 herum von den Holländern besetzt. Aber schon 1659 nahm die Britische Ostindien-Kompanie von der Insel Besitz und errichteten dort ein Fort; Jamestown. Die Kompanie errichtete viele Farmen, auf denen Schwarze und Chinesen arbeiteten und aufgrund der sicheren Lage diente sie zudem als Depot für Geld und Gold. Das brachte Händler und Wohlstand auf die Insel, die ein strategisch wertvoller Stützpunkt auf dem Seeweg nach Indien war.
Sklaven aus Indien, Südost Asien und Madagaskar sowie chinesische Arbeiter bildeten im 18. Jahrhundert den größten Bevölkerungsanteil. Die Briten schafften 1840 die Sklaverei endlich ab und brachten dann sogar mit einer Flotte der Royal Navy von St. Helena aus die Schiffe der Sklavenhändler auf, die die Schwarzen in Richtung Südamerika verschifften.
1869 war ein historisch, wirtschaftlich fatales Jahr für die Insel. Der Suez Kanal wurde eröffnet und die strategische Bedeutung von St. Helena als Stützpunkt für die Handelsschifffahrt erlosch in diesem Moment wie eine Kerze im Wind. Die Insel verfiel vom Reichtum in die Armut.
Die einzige Industrie, die es auf der Insel danach noch gab, war ab 1907 die Produktion und der Export von Flachs Fasern. Schlecht bezahlt und 1966 letztendlich wieder eingestellt brachte auch der Flachs den einstigen Reichtum nicht mehr zurück. Als „Krönung“ verloren die Inselbewohner im Jahre 1981 obendrein auch noch die britische Staatsbürgerschaft und das Recht, in Großbritannien zu leben. Aufgegeben wie ein altes Spielzeug, das man nicht mehr braucht. Erst mehr als 20 Jahre später wurde das „Spielzeug wieder auf dem Dachboden entdeckt“ und anlässlich des 500-Jahr Jubiläums der Entdeckung der Insel die Bürgerrechte der Helenen 2002 wieder hergestellt.
?
1938
2020
Heute ist St. Helena zusammen mit Ascension (1.131 km nordwestlich) und Tristan de Cunha (2.442km südlich) ein Britisches Überseegebiet im Südatlantik. Auf St. Helena leben 4.425 Menschen (2019).
Die Hauptstadt ist Jamestown (629 Einw.). In der höher gelegenen Vorstadt Half Tree Hollow leben 984 Einwohner. Der Rest verstreut sich über die Insel. Es gibt 3 Grundschulen für 4-11 Jährige und die 1988 von der Prinz Andrew Community eröffnete High School ermöglichte erstmalig allen Kindern auf der Insel einen Schulabschluss auf „A-Level“ und damit Zugang zu Universitäten zu bekommen.
In Jamestown steht zudem das Saint Helena General Hospital, die einzige ärztliche Versorgungsstelle.
Es gibt 2 Wochenzeitungen, die jeweils am Donnerstag erscheinen und 2 Radiosender.
„Zahlungsmittel ist das St. Helena Pfund (1:1 mit dem Britischen Pfund, das auch als Zahlungsmittel gilt). Es gibt nur 1 Bank und keine Bankomaten auf der Insel. Kreditkarten werden nirgendwo angenommen. Man muss also zur Bank und Geld beheben oder vorsorglich schon zumindest ein paar Britische Pfund dabei haben.
Internet und Mobilfunk gibt es seit 2015. Das Datenvolumen für die gesamte Insel beträgt 50 Mbit/s. Der Anschluss an das Atlantik Glasfaserkabel scheitert zurzeit noch an den finanziellen Mitteln. Internet kann man sich als Tourist minutenweise kaufen. 30 Minuten kosten etwa 5.- EUR. Das Datenvolumen ist dabei unbegrenzt (zumindest der Anteil der 50 Mbit/sek. 😊) aber nur in der Nähe eines Hotspots nutzbar.
Per Satellit können 17 TV-Sender empfangen werden.
Der Strom wird zu 75% aus 6 Dieselgeneratoren gewonnen, etwa 20% aus Windenergie und der Rest aus Solartechnik.
Im Oktober 2017 wurde der Flughafen eröffnet, der 2018 immerhin schon 3831 Fluggäste auf die Insel brachte. Aufgrund seiner ungünstigen Lage (starke Schärwinde über die Klippen im NO der Insel) können aber nur kleinere Maschinen landen. Zurzeit kommt immer Samstags ein Flugzeug aus Kapstadt an.
Bis zu dessen Eröffnung war die einzige Möglichkeit die Insel zu besuchen aber auch mit Gütern zu versorgen das Postschiff. Die RMS ST. HELENA kam alle 3 Wochen aus Kapstadt und wurde am 18 Februar 2018 stillgelegt. Der Güterverkehr wird (von geflogenen Waren abgesehen) nun mit dem 1x im Monat verkehrenden Frachtschiff HELENA durchgeführt.
Das beste an der Insel sind aber die Helenen selber. Sie sind freundlich, hilfsbereit und sehr gesprächig. Und was wohl am meisten auffällt ist, dass hier Jeder Jeden grüßt. Mit dem Heben der Hand, einem freundlichen Lächeln oder Kopfnicken oder gar ein paar netten Worten. Niemand geht oder fährt hier achtlos aneinander vorbei. Das gibt ein schönes Gefühl, hier fühlt man sich wohl.
Am 09.03.2020 am späten Nachmittag haben wir von St. Helena (eine spannende, schöne Insel, die es noch weiter zu erkunden gilt) abgelegt und Kurs auf Fernando de Norohna (eine brasilianische Insel) genommen. Ein paar Bilder aus St. Helena:
In Fernando sind wir am 22.03.2020 früh morgens angekommen. Wir durften aber wegen der Virusgeschichte nicht mehr einreisen und mussten wieder abfahren, nachdem wir Proviant aufgenommen hatten. Die Insel sieht aus wie aus einem Schatzsucher bzw. Piratenspielfilm und Delfine und eine Schildkröte haben uns dort nebst den Behörden auch begrüßt. Schade, dass wir dort nicht verweilen konnten.
Nun sind wir auf dem Weg nach Französisch-Guayana (ca. 2 Wochen) und dann weiter in die Karibik. Mal sehen, was uns dort erwartet. In Fortaleza in Brasilien gibts grade einen kurzen Zwischenstopp. Hier hat es über 30 Grad; Luft genauso wie das Meer!
Ich hoffe jedenfalls, dass ihr alle gesund seid, niemand in eurer Umgebung direkt betroffen ist, und dass ihr euch in der aktuellen Situation gut zurecht findet.
Uns geht es jedenfalls gut, wir haben genügend Vorräte, gutes Wetter und ein sehr gutes Schiff.
Mehr Infos und Bilder gibts, sobald wir wieder an brauchbares Internet kommen.
Mittwoch 26.02.2020: Es ist Aschermittwoch früh morgens, als wir den NULLMERIDIAN überqueren und uns damit „links“ von Greenwich oder besser gesagt in den westlichen Längengraden befinden. Von nun an werden die Längengrade wieder hinauf anstatt heruntergezählt. Wir befinden uns etwas mehr als 400nm vor St. Helena. Es ist also nicht mehr weit.
2 Tage später, Freitag der 28. Februar 2020: Um 13:28 Uhr schreibe ich ins Logbuch: „Offenbar hat die Nacht den ganzen Wind verbraucht [TW: < 10,0 kts]. Aber das Wetter ist schön, und die gute Stimmung ist ungebrochen. Brot wird gebacken und wir sind alle schon voller Erwartung, dass St. Helena vor uns auftaucht [Dist. to St. Helena: 57,4nm].“
Um 16:04 Uhr ist es dann soweit. Ich schaue nach vorne, kneife die Augen zusammen, um mir sicher zu gehen, und dann rufe ich: „LAND IN SICHT!“ Am Horizont zeichnet sich etwas ab, das ganz deutlich keine Wolke ist. 30,7nm vor der Insel können wir sie klar erkennen, wie sie sich aus dem Südatlantik erhebt, die Insel St. Helena. Da kommt Freude auf. 11 Tage nach unserem Aufbruch aus Kapstadt liegt unser erstes Etappenziel unmittelbar voraus.
Bis wir das Eiland erreichen und Jamestown auf der NW-Seite anlaufen können, vergehen aber noch einige Stunden. Es wird dunkel und während der Ansteuerung beginnt es auch noch zu regnen. Schlechte Sicht, aber unsere Instrumente helfen uns durch die Regensuppe. Dann hört der Regen auch wieder auf und vor uns können wir die Lichter der Hauptstadt erkennen. Wir erreichen das Bojenfeld, auf das wir zusteuern und leuchten mit einer starken Lampe die Wasseroberfläche auf der Suche nach einer freien Boje ab. Gefunden und festgemacht; es ist genau Mitternacht.
Wir klatschen uns ab, und dann wird eine Flasche Champagner geköpft, die vorsorglich schon im Kühlschrank darauf gewartet hat, ihrer Bestimmung nachzukommen.