Es ist Montag der 17. Februar 2020. 17:00 Uhr: Klar Schiff!
Nochmals Seeventile und Ölstand kontrolliert, Luken geschlossen, Motoren angelassen und eine Leine nach der anderen losgeworfen. Wir rufen über Funk die Brückenwache und ersuchen um Öffnung der Hafenausfahrt. Um 17:45 Uhr ist es dann soweit. Langsam erhebt sich die Hubbrücke und gibt den Weg frei. Im Hintergrund beginnt sich auch schon die Drehbrücke zu öffnen und wenige Minuten später passieren wir die Ausfahrt und sind draußen im Südatlantik.
Am Hafentower geben wir der Port Control via VHF 14 noch Bescheid, dass wir den Hafen verlassen und uns auf den Weg nach St. Helena machen. Over and Out!
Und draußen geht es auch gleich ein wenig zur Sache. Wind mit bis zu 40 Knoten (75km/h), kurze hohe Wellen und selbst ohne Segel machen wir noch Fahrt von über 5 Knoten. Wir setzen die Fock und steuern vorbei an „Robben Island“. Die ehemalige Gefängnisinsel von Nelson Mandela, beherbergt heute ein Museum.

Nun ist es vorbei mit kurzer Hose und T-Shirt. Lange Hosen und Pulli sind angesagt. Der Wind weht kalt von hinten und Kapstadt wird im Heckwasser immer kleiner.
Später wird die See etwas ruhiger und der Wind legt sich ein wenig. Wir setzen außer der Fock noch das Code-0-Segel und fahren mit dem „Schmetterling“ gute 10-12 Knoten. Ein richtig schnelles Mädchen, das macht Spaß!
Wir werden von der immer noch etwas aufgepeitschten Welle ziemlich durchgeschüttelt und mir wird ein wenig flau im Magen. Martin kocht uns Chicken Curry, denn mit leerem Magen segelt es sich nicht gut. Ich klebe mir vorsichtshalber noch ein Segelpflaster hinters Ohr und schlafe eine Runde. Danach geht es mir wieder gut und ich übernehme auch gleich die erste Wache.
In LANGEBAAN (etwa 60nm nördlich von Kapstadt) lassen wir dann gegen 03:00 Uhr morgens den Anker noch einmal fallen, da wir tags darauf das Unterschiff noch reinigen wollen. Ankerwache am Plotter eingestellt und ab in die Falle. (Der „Plotter“ ist das elektronische Allroundgenie eines Schiffes und ist wie der Bildschirm eines Laptops, der uns alles Mögliche anzeigt und auf verschiedene Geräte und Apps zugreift. Eine äußerst gute technische Unterstützung.)
Früh morgens verlegen wir den Ankerplatz in der Hoffnung, dass das Wasser dort etwas wärmer ist, noch einmal weiter in die Bucht hinein. Aber auch dort nur 17°C ☹
Martin und Reiner steigen in die Neoprenanzüge und reinigen mit großen Spachteln die Rümpfe und Propeller von sich angelagerten Gewächsen.
Und auch die Logge wird ausgebaut und gereinigt. Die Logge ist ein kleines Wasserrädchen, dass durch eine Öffnung im Rumpf nach außen geschoben wird. Bewegt sich das Schiff, dreht sich auch das Rädchen und gibt uns die Geschwindigkeit des Schiffes durch das Wasser an.
Abdrift und Strömungen lassen uns aber mit einer anderen Geschwindigkeit (mal schneller und mal langsamer) über Grund fahren. Die tatsächliche Geschwindigkeit über Grund (wie schnell wir uns über dem Meeresboden bewegen) wird aus unseren GPS-Positionen ermittelt.
Alles in allem ist die Reinigung eine kalte Angelegenheit, die aber wenigstens 1 Knoten (= 1nm/Std.) mehr Fahrt bringt. Das sind etwas mehr als 10% unserer durchschnittlichen Fahrtgeschwindigkeit, was sich auf 5.000nm schon bezahlt macht.
17:40 Uhr: Ein letztes Email mit unseren Schiffs- und Besatzungsangaben geht an den Hafenmeister von St. Helena, dass wir voraussichtlich am 28. Februar dort eintreffen werden.
Sundown