Unterwegs

Der Bootsalltag hat mich wieder. Der Tag beginnt für mich nach Mitternacht, meist gegen 01:00 Uhr, wenn ich meine Wache antrete. Ich stelle keinen Wecker, denn der Skipper weckt mich, bevor er in seine Koje geht.
Nachts ist es kühl. Also lange Hose, und langärmeliges Shirt anziehen. In die Bootsschuhe schlüpfen, falls ich raus muss, und eine Jacke richten. Dann rauf auf die Brücke.
Rundumblick: Wetter, Welle, Instrumentenanzeigen. Die Salingleuchten einschalten (auf das Vorschiff gerichtete Scheinwerfer am Mast) und Besegelung und Vorschiff nachsehen. Der Kurs wird kontrolliert, und mittels AIS (das kennt ihr ja schon) ob sich andere Schiffe in unserer Nähe befinden. Danach schreibe ich das Logbuch.
Die Kontrollen wiederholen sich laufend. Ab und zu schalte ich einen Bugscheinwerfer ein und beobachte, wie SHAMBALA durch das Wasser gleitet, wie sie sich hebt und wieder in die Welle taucht. Dann schnappe ich mir einen Apfel oder eine Karotte, oder auch mal ein paar Salzcracker zum Naschen.

Ruhig ist es übrigens nie auf einem Schiff in Fahrt. Das Rauschen des Wassers, das Knistern und Knacken der Einbauten, dass Donnern einer Welle an die Seite oder das Grollen, wenn die Welle unter der Brücke anschlägt. Das Knacken einer Schot in der Winch und das ständige Summen der Hydraulikpumpe des Autopiloten; das alles sind die Schiffsgeräusche, die in jedem Schiff anders sind. Schnell gewöhne ich mich wieder daran und wenn es auch viele Geräusche sind, fällt es sofort auf, wenn etwas Außergewöhnliches dabei ist. Es lässt dich aufhorchen und du gehst dem Geräusch nach; Rundumkontrolle. Dazwischen kann ich etwas lesen oder ich schreibe am Blog.
Die Zeit vergeht schnell und gegen 04:00 oder 05:00 Uhr wecke ich Martin, der die Frühschicht übernimmt und ich lege mich wieder in die Falle.

Mit dem Aufstehen am Morgen ist es dann nicht so genau. Zwischen 09:00 und 10:00 Uhr werde ich wach und schaue zuallererst mal durch meine beiden Kabinenfenster auf das Meer hinaus. Dazu muss ich mich noch nicht einmal aufrichten, weil die Fenster in Polsterhöhe sind. Ich liege damit nur ein paar cm über der Wasserlinie und kann gleich mal Wetter und Welle beobachten. Das ist das eindeutig bessere Frühstücksfernsehen.

Waschen und anziehen; tagsüber reicht kurze Hose und T-Shirt völlig aus. Wenn ich dann rauf gehe, steht das Frühstück schon bereit. Martin verwöhnt uns täglich mit einem Früchtecocktail, in den ich nur noch das von ihm selbst zusammengestellte und geschredderte Müsli geben muss. Noch Teewasser aufgesetzt, und fertig.

Nach dem Frühstück kommt dann Wirbelsäulen- und Rückenmuskeltraining. Die Übungen mache ich meist mit Reiner zusammen, den leider auch der Rücken quält. Wir haben unsere Übungen zu einem anregenden Programm kombiniert, das mich schon ein bisschen fordert. Meine Rückenschmerzen halten sich dadurch in Grenzen bzw. merke ich kaum noch etwas davon. Meine Physiotherapeutin wäre stolz auf mich. Liebe Grüße an dieser Stelle an Barbara und viel Erfolg mit dem neuen „Physio Fit Studio“!

Am Ende des Übungsprogrammes legt Reiner dann noch vor: 10 Klimmzüge ohne Bodenberührung. Bis dato schaffe ich gerade mal eben irgendwie einen halben. Aber es ist ja noch ein bisschen Zeit bis Grenada 😉

Dann findet sich immer etwas, an dem wir arbeiten. Ich bin beispielsweise immer noch nicht ganz durch mit der Bootselektrik. Die Unterwasserscheinwerfer müssen noch umgeschalten werden (wenn ich nur endlich die Klemmstelle finden würde), und der Zusatzgenerator ist auch noch nicht am Netz.

Zudem muss auch auf dem Schiff der Haushalt erledigt werden. Putzen, Staubsaugen und Wäsche waschen. Dazu hat SHANBALA II auch eine Waschmaschine, die ebenso über die Solarpaneele versorgt wird und damit auch während der Überfahrt zur Verfügung steht.

Überhaupt sind auf dem Schiff an jeder Ecke ganz normale 230V Steckdosen zu finden, die über einen Wandler von den Solarpaneelen gespeist werden. Zusätzlich noch 24V_ und 12V_ Steckdosen und USB-Auslässe. Strom in allen Varianten und überall wo man ihn braucht.
In der Küche gibt es deshalb auch alle möglichen Küchengeräte bis hin zum Mikrowellen- Heißluftherd. Luxus in der Pantry.

Und auch der Besuch beim Barbier und bei der Maniküre und Pediküre muss erledigt werden:

Zwischendurch schreibe ich ins Logbuch unsere Schiffs-, Wetter- und Positionsdaten und besondere Vorkommnisse oder erwähnenswerte Dinge wie beispielsweise:
23.02.2020 11:45 Uhr: Kurs: 300° in Pos. 25° 30,76´S / 005° 37,70´E
SOG: 6,5 kts, Baro: 1.016 hPa ->,  3/8 Wolken
TWS: 16,5 kts / 163° BB, Segel: Fock
Distance to St. Helena: 852nm
…. Trotz einiger Missgeschicke in den letzten Tagen ist die Stimmung an Bord sehr gut. Auch Wind und Wetter meinen es gut mit uns. Wir segeln im Moment über die „Valdivia Bank“.

Die Valdivia Bank ist ein Unterwassergebirge. In einer Tiefe von 5.000m erhebt sich ein Gebirge mit 4.000m Höhe. Wenn wir über diesen Gebirgsrücken segeln, haben wir also „nur noch“ 1.000m Wasser unter uns, bevor der Berg wieder 4.000m tief auf den Meeresboden des Südatlantik abfällt.

Ab und zu gibt es dann mal ein Powernäpchen und schon ist es wieder Abend und die Gerüche aus der Küchenecke berauschen die Sinne. Martin bekocht uns echt hervorragend und abwechslungsreich. Zum Hauptgericht gibt es außerdem Salat und 2- 3x die Woche leisten wir uns auch ein kleines Bierchen.

Was es bisher allerdings noch nicht gab, ist Fisch. Und so sehr wir uns auch bemüht haben, den besten Köder und die beste Leine zusammenzustellen, es ist nichts geworden. Natürlich sind wir oftmals viel zu schnell unterwegs für die Fische (bis zu14 Knoten durch das Wasser), aber es gibt ja auch windschwächere Zeiten, in denen aber ebenso an allen 3 Leinen absolut nichts gebissen hat ☹

Gequatscht wird über dies und das den ganzen Tag lang und beim Abendessen natürlich auch. Und schon ist es wieder spät und ich verziehe mich so gegen 21:00 Uhr als erster unter Deck, um für meine Wache ausgeschlafen zu sein.

Sundown

Veröffentlicht von petermaiergarsten

Email: peter.maier.11@gmx.at

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