… das Klo am Boot? Diese und ähnliche Fragen bekomme ich in den letzten Tagen gestellt, weil natürlich viele von euch ja auch noch nie auf einem Segelboot waren und sich daher auch so einiges nicht vorstellen können. Also zeige ich euch heute mal die TARTARUGA von innen und versuche ein paar von den Fragen zu beantworten. Segler mögen entschuldigen, wenn ich das teilweise auch für Kinder erkläre. Hallo Xaver, hallo Leni!
Aber das Wichtigste mal gleich vorweg: Das VISUM für INDONESIEN ist DA!

Und damit steht – von Wind und Wetter einmal abgesehen – der Abreise nichts mehr im Wege. Die Vorratskammern sind gefüllt und die aktuelle Wetterprognose beurteilen wir letztlich erst morgen Vormittag, also wenn ihr schläft.

Was auf dem Foto fehlt, ist das Dingi, welches normalerweise ganz hinten an den Davits hängt. Davits heißen die beiden Auslegerarme am Heck. Sie haben eine kleine Seilwinde, um das Dingi samt Außenbordmotor hochzuheben und während der Fahrt (nebst einer zusätlichen Seilsicherung) auch dort zu halten. So ist das Beiboot nicht im Weg und kann aber jederzeit schnell zu Wasser gebracht werden. Warum es auf dem Foto nicht drauf ist? Na weil der Fotograf drin sitzt 😉
Beginnen wir doch einfach mal mit meiner Kajüte. Ich hab die Backbord-Achter-Kajüte. Das heißt nun wieder, dass sie links (backbord) hinten (achtern) im Rumpf untergebracht ist. Und weil sie im Rumpf ist, gibt`s ein paar Treppen runter. Dafür kann man ganz normal aufrecht drin stehen.
Großes Bild: Hinter dem Fliegengittervorhang geht es runter in meine Kajüte. Außerdem sieht man hier den Navigationssteuerstand. Gegenüber von meiner Kajütentüre geht es gleich raus an den Hauptsteuerstand und an Deck.
Ihr seht, dass ich hier ganz gemütlich Platz habe und ich hab sogar ein eigenes Waschbecken für mich. Ein Bad gibts aber auch noch. Die Bettwäsche wird übrigens bei Schönwetter immer mal zum Lüften raus gehängt, um möglichst wenig Luftfeuchtigkeit im Boot zu haben.
Das Badezimmer ist direkt unter dem Navigationstisch und hat natürlich eine Toilette. Die hat aber keinen Spülkasten, sondern eine Handpumpe, die mit einem Hebel betätigt wird. Damit wird der Toiletteninhalt über ein Seeventil (ein absperrbares Loch in der Bootswand) nach außen in die See verfrachtet. Daher sollte auch nur in die Toilette, was da rein gehört und keine wie auch immer gearteten Abfälle.
Im selben Raum gibts auch eine Dusche. Die wird – zumindest unter Männern – aber eher selten bis kaum benutzt. Wenn sie benutzt wird, fließt das Wasser durch den Holzgitterrost am Boden in die Bilge (das ist der Schiffsrumpf) und wird dort mittels elektrischer Pumpe wieder nach außen in das Meer verbracht. Deshalb auch hier: Biologisch abbaubare Shampoos benutzen!
Wo sich die Männer dann duschen? Direkt im Meer. Reinspringen, abkühlen, an der Badeleiter aufs Heck, einseifen, waschen und zum Abspülen wieder ins Meer. Biologisch abbaubares Shampoo benutzen! Und dann wieder raus und mit der Heckdusche das Salzwasser abwaschen.
Übrigens: Nacktbaden ist in Neukaledonien verboten. Ach ja und noch etwas: Haie gibts hier auch; also rasch duschen 😳
Gegenüber vom Bad ist dann gleich noch die Backbord-Bug-Kajüte, die wir derzeit als Stauraum nutzen. Und zwischen den beiden Räumen ist der Müslivorratskasten.
Auf der Steuerbordseite – also rechts – ist das ähnlich. Zuerst ist die Achter-Kajüte vom Skipper, dann aber anstatt dem Navigationsstand und dem Bad kommt die Pantry, die Schiffsküche. Und danach noch die Steuerbord-Bug-Kabine, die unser Lagerraum ist. Übrigens Lagerraum: Wer schon mal auf einem Segler war, der kennt das. Hinter und unter jedem Brett und in jeder Bank verbirgt sich ein Stauraum der auch als solcher genutz wird.
Der Küchenboden, auch Keller genannt. Die Davits tragen nicht nur das Dingi und die großen Solarpaneele.
Letztendlich gibts dann noch den Salon, den Aufenthaltsraum im Boot. Das ist der Platz, an dem Joachim (er ist Eigner und Skipper) viel Zeit vor dem Computer verbringt, um Routen und Karten zu studieren, Seefahrerberichte zu recherchieren und vor allem um das großräumige Wettergeschehen zu beobachten und die verschiedenen Vorhersagemodelle zu interpretieren. Joachim hat übrigens seit 2 Tagen eine neue Frisur: Langhaarschneider Stufe 6.


Und jetzt noch der Hauptsteuerstand:

Zum Thema Wasser: Da haben wir so einige Systeme parallel laufen:
* Einmal gibts natürlich das Meerwasser aus dem Kübel zum Deckschrubben und Deck abspülen.
* Das Meerwasser wird aber auch für die Toilette genutzt und zum Vorspülen vom Geschirr in der Küche. Dazu gibt es eine Fußpumpe beim Waschbecken.
* Dann gibts das Wasser aus den Tanks. Im Steuerbordtank ist Nutzwasser. Er wird – solange wir in einem Hafen sind – meist von außen, also mit Schlauch oder Kanistern gefüllt und ist z.B. zum Abwaschen in der Spüle.
* Im Backbordtank ist Wasser aus dem „Watermaker“. Das ist eine Filteranlage, die direkt aus dem Salzwasser trinkbares Süßwasser macht. Das Wasser aus diesem Tank ist für die Waschbecken und die Dusche. Wenn wir unterwegs sind, kann der Watermaker auch den Steuerbordtank füllen.
* Das Trinkwasser selbst wird direkt am Watermaker während der Produktion abgezweigt und in Kanister gefüllt. Der Watermaker wird nur bei Bedarf eingeschaltet und kann bis zu 40 Liter Wasser in der Stunde erzeugen. Das Wasser geht uns also sicher nicht aus!
Die Solarpaneele Alle Paneele sind zudem neigbar aufgebaut. Auch die auf dem Dach lassen sich einstellen. Der Windgenerator
Ähnlich ist es mit dem Strom. Es gibt den Solarstrom aus den 3 großen Paneelen und den 2 kleineren am Dach. Dann noch den Strom aus dem Windgenerator und wenn es sein muss, auch noch den Strom aus den Lichtmaschinen der beiden Merzedes Dieselmotoren.

Die Lichtmaschinen speisen auch die beiden Starterbatterien, die getrennt vom übrigen Bordnetz (alles 12 V Gleichspannung) betrieben werden. Die Hauptbatterie des Bordnetzes ist eine 4-zellige Lithium-Eisen (LiFe) Batterie.
Die Bordbatterieüberwachung macht uns ein wenig zu schaffen und ist heute Nacht dann gänzlich ausgefallen. So etwas kann Joachim aber nicht aus der Ruhe bringen. Nachdem er vom Hersteller keine brauchbaren Informationen zur Reparatur bekommen konnte, hat er einfach selber eine analoge Überwachung mit einer umsteckbaren 7-Segmentanzeige gebaut. Daran können wir die Zellenspannungen ablesen und kontrollieren, ob sie im vorgeschriebenen Bereich liegen. Und gegebenenfalls werden die Lade- und Verbraucherkreise nun eben über die gestern eingebauten Abschaltrelais manuell gesteuert.

Damit sind wir am Bug der TARTARUGA angelangt. Die beiden „Dachluken“ sind die Fenster der Bugkabinen. Die Deckel davor sind noch Segellast (Stauraum für weitere Segel) und Platz für Fender, Festmacher, Schoten und vieles mehr. Links vorne ist noch die Ankerwinch zu sehen, mit der die Ankerkette (bis zu 60m) abgelassen und wieder hoch geholt werden kann.
Links von der Großsegelpersenning (die blaue Hülle, mit der das große Segel eingepackt ist) ist ein weißer Kasten mit einem großen „6er“ drauf. Das ist die neue Rettungsinsel. Die beiden rechts sind die alten und sollten noch von Bord (unnötiger Ballast). Wenn sich niemand mehr findet, der sie haben möchte, werden wir ev. noch eine Seenotübung abhalten; Mal sehen.
So, das war`s für heute von der TARTARUGA. Ich hoffe, euch das Boot ein wenig näher gebracht zu haben. Sundown!
