W(u/a)nderbares St. Helena / Dianas Peak

Nach der Besichtigung von Napoleons Hinterlassenschaften auf der Insel lassen wir uns von Wayne dann noch zum Einstiegspunkt der Wanderung zum höchsten Punkt von St. Helena fahren. Das ist DIANAS PEAK.

Schon auf der kurzen Fahrt dorthin wird es immer grüner und die Landschaft sieht aus, als würde ich zu Hause über den Sonnberg in die Laussa fahren. Rucksäcke mit Getränk und Jause haben wir mitgebracht und Wayne wird ausbezahlt. Zurück kommen wir dann schon irgendwie, so groß ist die Insel ja nicht.

Das erste Stück des Weges ist etwas eng und gatschig, aber schon bald wird der Weg breiter und ist ähnlich dem Weg zu Napoleons Grabmal ausgemäht und gepflegt. Naja, nicht ganz so schön, aber für einen Wanderweg …

Rasch fällt auf, dass der Flachs hier oben die dominierende Pflanze ist; ein wucherndes Überbleibsel vergangener Tage. Schon bald finden wir den ersten Aussichtspunkt und können uns einen ersten Überblick über die verschiedenen Vegetationszonen verschaffen.

Nur wenige Schritte weiter sehen wir dann auf die andere Seite der Insel, wo auch der (wegen seiner Gefährlichkeit bei der Landung) mittlerweile schon berühmte Flughafen liegt.

Dann treffen wir Melvin und Dencel. Sie sind die beiden Wegmacher, die hier die Wanderwege ausschneiden und pflegen. Sie kennen hier fast alles und machen diese Arbeit quasi schon immer. Ein Stück weiter legen wir dann eine Pause ein. Man beachte das Schild oberhalb des Weges (hinter der Bank) und die „Bewaffnung“ des Rastplatzes. Kanonen gibt es hier im Übrigen zu Hauf, so dass man sie als Bänke, Blumentröge und alles Mögliche benutzt. Im Hintergrund sieht man auch schon den ersten Gipfel der drei noch vor uns liegenden. Und was ist denn das, was da auf den Gipfel rauf führt, eine Seilbahn?

Die Seilbahn entpuppt sich neuerlich als Stufe und während des Aufstieges kommt uns die Gruppe entgegen, mit der Martin heute Morgen los gegangen ist. Steve vom Yachtclub mit Familie, Paula und Mark von der WAVELENGTH, Hari, Irka und deren Sohn von der MOJO, die Besatzung der MARIGOT und Martin natürlich. Sie berichten über schlechte Sicht auf dem Gipfel, weil Wolken durchgezogen sind. Ich grinse nur und sage ihnen, dass das jetzt gleich anders werden wird, denn wenn Englein reisen, sich bekannter Weise auch das Wetter weisen wird. Hat sich zwar auf Englisch nicht gereimt, haben aber alle verstanden und gelacht.

Die Leitern werden immer mehr und führen uns direkt „über dem Grad über den Grad“ auf den ersten Gipfel mit 814m, MOUNT ACTAEON. Von hier aus haben wir schon einen tollen Blick nach Osten und können jetzt das ganze Flughafengelände übersehen. Flugzeug werden wir aber jedenfalls keines zu sehen bekommen, da ja nur samstags eine (1!) Maschine ankommt.

Der mittlere der 3 Gipfel ist auch der höchste Punkt der Insel. DIANAS PEAK mit 818m. Der Ausblick ist allerdings am letzten Gipfel, CUCKOLD´s POINT mit 815m, noch besser. Ein voller Rundumblick wie auf einer Aussichtswarte; echt toll. Ich nehme den Kompass aus der Tasche und peile Fernando de Noronha an, kann es aber nicht sehen. Eventuell zu weit weg? 😉

Nach einer kurzen Jausen- und Fotopause machen wir uns auf den Rückweg, wo wir Melvin und Dencel nochmals treffen und dort auch einen anderen Weg zurück einschlagen. Wir gehen über „Halley´s Mount“, noch nicht wissend, was uns dort erwartet, zurück.

Was uns erwartete, war die Stelle, an der der Astronom Edmond Halley seine Himmelsbeobachtungen machte. Daher auch der Name des Weges, den wir ursprünglich so nicht zugewiesen hatten.

Edmond Halley war erst 20 Jahre jung, als er zusammen mit seinem Assistenten Mr. Clarke im Februar 1677 nach St. Helena kam. Er hatte die Aufgabe, die Gestirne der südlichen Hemisphäre zu katalogisieren, um eventuelle Fehler in den bisherigen Sternenkarten ausbessern zu können.

Dafür war St. Helena ein sehr geeigneter Ort, denn es lag auf der südlichen Hälfte der Erde, nicht allzu weit vom Äquator entfernt, um mit der nördlichen Sternenkarte koppeln zu können und bot zudem den Schutz einer britischen Kolonie. Im November 1678 kehrten sie nach England zurück und hatten in der Zeit 341 Sterne vermessen, was ihnen Ruhm und Ehre einbrachte.

Wirklich berühmt wurde Edmond Halley aber erst posthum, für die Entdeckung des nach ihm benannten Halley’schen Kometen, den er 1680 beobachtete und seine Wiederkehr für 1758 vorhersagte. Selbst Isaac Newton widersprach Halleys Theorie, aber auch er erlebte deren Richtigkeit nicht mehr. Der Komet kommt alle 75,3 Jahre wieder und wurde zuletzt 1986 gesichtet. Wer ihn also damals nicht gesehen hat, muss bis 2061 warten.

Dann gibt’s noch einen Friedhofs- und einen Kirchenbesuch, bevor wir wieder an der Straße ankommen. Wir heben einfach den Daumen in Richtung Jamestown. Herannahende Autos erkennt man hier ja frühzeitig am Hupen 😊. Es dauert auch nicht lange, bis ein Pickup hält. Die Lenkerin räumt den Beifahrersitz frei. Soll heißen, sie schmeißt alles nach hinten in die 2. Sitzreihe, die ohnehin schon gerammelt voll ist. Ich leg noch meinen Rucksack drauf und nehme selbst am Beifahrersitz Platz. Währenddessen klettert Reiner auf die Ladefläche und macht es sich zwischen den dort befindlichen Setzlingen bequem.

Unsere Chauffeurin heißt Martina und arbeitet für die örtliche Umweltabteilung. Sie ist eine derjenigen, die Flachswucherungen roden und wieder ursprüngliche Bäume pflanzen. Außerdem hat sie einen 1-jährigen Sohn und klarerweise haben wir Babyfotos ausgetauscht 😉. Zudem lief im Auto einer der beiden Radiosender und brachte Rockmusik. Genau passend finde ich, zu der flotten Fahrt von Martina auf der engen Klippenstraße nach Jamestown wurde „Black Batty“ von Ram Jam gespielt. Yeah!

Zurück auf dem Boot steigt Reiner dann noch in den Mast, um endlich die abgebrochene UKW-Antenne auszutauschen und das Mysterium des Materials zu klären, das sich an der Topsaling festgemacht hat (metallisches grau, Ösen und Seilreste).

Das mysteriöse Material waren Reste von Luftballons, die die UKW-Antenne aber keinesfalls abgerissen haben können. Viel wahrscheinlicher ist da schon, dass sich die Dirk des Fockbaumes mal um die Antenne gewickelt hat. Deshalb bekommt die neue Antenne (ein Schweißdraht) auch eine Verspannung in den Diamanten, damit das nicht mehr passieren kann. Über die richtige Länge der Antenne haben wir viel diskutiert und Wellenlängen berechnet. Am Ende haben wir sie genau 90 cm lang gemacht und sie funktioniert so auch ganz gut.

Sundown

Veröffentlicht von petermaiergarsten

Email: peter.maier.11@gmx.at

%d Bloggern gefällt das: