… beginnt mit einer Flaute. Vor uns liegen etwas mehr als 1.700nm (~ 3.000km), das kann dauern! Erst dachten wir ja, dass wir uns nur im Windschatten von St. Helena befinden. Als wir aber am nächsten Tag auch nur heiße 2,3 kts TW (wahrer Wind) messen, kommt der SPI in den Sack und wir lassen uns mal treiben. Reiner nimmt die Gelegenheit war, um hinter SHAMBALA herzuschwimmen. Neben einer ausgelegten Schwimmleine natürlich. Trotz des wenigen Windes muss man schon ein sehr guter Schwimmer sein, um das zu schaffen. Aber das sind wir ja schon gewohnt von unserem Skipper, dass er hinsichtlich sportlicher Leistungen stets starke Vorgaben macht 😉.
Anmerkung bei der Gelegenheit: Ich bin jetzt schon bei 1 ½ Klimmzügen!
Tags darauf stelle ich früh morgens fest, dass meine Fischleine auf Anschlag steht. Sofort wird die Leine eingeholt und es ist auch tatsächlich ein Fisch dran. Ein etwa 60cm langer Seehecht. Endlich ein Fisch! Seit Kapstadt fischen wir schon mit 3 Leinen und hatten bisher keinen Biss. Nun scheint der Bann gebrochen. Das gute Stück wird von Martin übernommen und gleich filetiert und portioniert. Vor lauter Freude haben wir aber ganz aufs Foto vergessen, weshalb ich euch den Fisch jetzt nur mehr „in der Dose“ präsentieren kann.
12 Stunden später ist er dann auch gleich in die Pfanne gehüpft. Und wenn auch nicht viel dran war, geschmeckt hat er super!
An diesem Abend hat jemand im Universum den roten Farbtopf umgestoßen:

An den folgenden Tagen frischt der Wind etwas auf und bei 10 – 18 kts machen wir unter Spinnaker auch gute Fahrt. Allerdings trübt sich die Stimmung an Bord etwas ein, da Martin immer öfter mit dem Skipper ins Diskutieren über die Ordnung am Schiff und speziell in der Küche kommt. Hier prallen zwei Meinungen auf einander, die sich auch durch Gespräche am „runden Tisch“ nicht kombinieren lassen. Daher beschließt Martin in Fernando de Noronha auszusteigen. Bis dahin verläuft alles wie bisher und auch die weitere Stimmung ist gar nicht so schlecht wie ursprünglich von mir befürchtet. Zudem soll Laura (Reiners Frau) in Fernando an Bord kommen.
Am Sonntag den 15. März feiern wir „halfway“. Es sind nur noch 865nm bis Fernando. Und Martin, der das Kochen genauso exquisit wie bisher fortgesetzt hat, zaubert dem Anlass entsprechend das Abendessen. Steaks auf Röstkartoffeln begleitet von 1 Fl. Leopard´s Leap.

Immer öfter kommen uns Seevögel besuchen und umkreisen das Schiff. Das wäre soweit ja ganz OK und auch unterhaltsam, hätte da nicht einer davon beim drüber Fliegen durch das nur zu ¼ geöffnete Fenster genau in Reiners Kabine und in sein Bett getroffen 😊. Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht.

Es wird zusehends wärmer und an Arbeiten im Unterschiff ist vorerst nicht zu denken. Wir haben daher einige Projekte etwas zurück gestellt, da wir in 4 Tagen bereits in Fernando vor Anker liegen möchten.
Am 17.03.2020 geraten wir neuerlich in eine Schwachwindzone und aus den geplanten 4 Tagen wird wohl nix. Wir üben uns daher in VMG (Velocity made good), sprich in der Berechnung der möglichen Kursabweichung, um bei dadurch schnellerer Fahrt, früher ans Ziel zu kommen. Unsere geometrisch, mathematischen Kenntnisse sind gefragt und ich bin ganz stolz, dass mir der dazu benötigte Sinussatz ganz spontan dazu einfällt.
18.03.2020 Der Wind hat nun soweit nachgelassen, dass der SPI geborgen werden muss und auf dem Trampolin für einen jederzeitigen Schnellstart in Schlangenlinie aufgelegt wird. Also wird mal wieder ein Bad in einem der tiefsten Pools der Welt gemacht. Wir haben zurzeit etwa 5.000m Wasser unterm Kiel und eine Wassertemperatur von 29,2 Grad!!
Via Iridium-Verbindung erreichen uns nun von zu Hause immer unglaublichere Nachrichten über die Verbreitung des Corona Virus und die von den Regierungen weltweit beschlossenen Restriktionen. Um einem Einreiseverbot in Brasilien zuvor zu kommen, müssen wir uns sputen. Um 11:00 Uhr starten wir daher die Backbordmaschine und fahren ganze 8 Stunden unter Motor, bis wir den SPI kurz nach 19:00 Uhr wieder setzen.

In der Zwischenzeit haben wir einen sehr ansehnlichen „Yellow Fin“ gefangen (Reiners Angelschnur, Peter hat ihn raus gezogen und Martin hat ihn filetiert). Und diesmal gibt es auch Fotos vom Fisch. Einen weiteren Biss hatten wir dann noch, nur dürfte das Fischlein etwas zu groß für meinen NIRO-Angelhaken gewesen sein, da sich der beim Einholen einfach aufgebogen hat. Fisch war da natürlich keiner mehr dran.
In der Nacht landet dann ein armer, kleiner, schwacher Seevogel an Bord und möchte auf SHAMBALA II mitfahren. Wir geben ihm eine Chance, da er sich auch nicht verscheuchen lässt. Nachdem der kleine Piepmatz aber gleich eine ganze Schaar an Verwandten anschleppt, ist die Chance eindeutig vertan. 2 Std. später waren die 6 Vögel endgültig wieder weg. Zurück gelassen haben sie eine ganze Menge an DNA-Spuren, die wir am nächsten Tag wieder wegwaschen durften.

Nun beginnt ein fast ständiges Wechseln zwischen Spinnaker und Motor und nur gelegentlich können wir mit einer Regenwolke mitfahren.
Erst am 22. März um 05:40 Uhr sehen wir Fernando de Noronha in der Morgendämmerung vor uns und um 06:25 Uhr werfen wir den Anker.
Wir haben den Atlantik überquert.
