Hatten wir doch schon mal? Tja, das kommt eben auch auf den besten Schiffen vor. Neuerlich zeigt nachstehendes Beispiel, wie wichtig es ist, dass jemand Wache hält, und man sich nicht unbeirrt auf die Technik verlässt.
19. Februar vormittags. Reiner hat Wache und bemerkt, dass das Schiff abfällt (es fährt eine Kurve auf die dem Wind abgewandte Seite). Der Autopilot, der den Kurs halten sollte, ist offenbar ausgefallen. Reiner steuert händisch auf Kurs zurück und schaltet den Autopiloten wieder ein; funktioniert wieder. Er gibt Anweisung, dass wir das im Auge behalten müssen, da das schon einmal vorgekommen ist.

Dabei waren wir uns sicher, das Problem schon vor der Abfahrt gelöst zu haben. Eine fehlende Ruderlagenrückmeldung hatte den Autopiloten damals ausgeschalten. Wir haben deshalb den Ruderlagengeber anders in den Datenbus eingebunden und zusätzlich eine Stützbatterie eingebaut, um eventuellen Spannungsschwankungen vorzubeugen, aber das war es wohl nicht.
Frage an Xaver und Leni: Was bitte ist denn ein „Datenbus“?
Ein Autopilot, der sich unmotiviert ausschaltet, ist keine ungefährliche Sache. Wenn das Schiff zu sehr vom Wind abfällt, können die Segel mit einem enormen Ruck umschlagen. Bei so einer „Patenthalse“ werden ganz enorme Kräfte frei und es kann wirklich viel kaputt gehen. Fährt das Schiff unter Spinnaker in den Wind, fällt er ein und kann an der Takelage aufreißen, oder das Schiff kann in der Welle querschlagen. Die Kursabweichung ist dabei das allergeringste Problem.
21. Februar ca. 23:00 Uhr. Reiner weckt mich. Der Autopilot ist wieder ausgefallen und schaltet sich nicht mehr ein. Als ich auf die Brücke komme, steuert Martin das Boot bereits von Hand und Reiner versucht in den Unterlagen einen Anhaltspunkt zu finden. Wir beraten uns, versuchen Steckkontakte am Datenbus zu bewegen, um einen ev. Wackelkontakt auszumachen, und messen die Spannung am Hydraulikpumpenmotor. Dann plötzlich läuft der Antrieb wieder, keine Ahnung was war. Ich führe das auf die Steckkontakte zurück und in dem Moment fällt der Antrieb auch schon wieder aus. Das geht so noch ein paarmal, bis wir den Fehler auf den E-Motor der Hydraulikpumpe reduzieren können.
Reiner ist gut ausgerüstet und holt einen Ersatzmotor. Schnell mal provisorisch angeschlossen und getestet: Läuft! Also wird der Motor gewechselt. Das geht relativ rasch und der Autopilot übernimmt die Steuerung wieder. Geschafft, super Teamarbeit!
Danach sehen wir uns in aller Ruhe den defekten Motor an. Das Ergebnis, ein Klassiker: Die Schleifkohlen sind zu Ende. Aber man kann die Kohlen noch einmal nachsetzen und bei Gelegenheit erneuern. Damit gibt es auch wieder einen Ersatzmotor für den Ersatzmotor und das Rätsel um die unmotivierten Ausfälle des Autopiloten sollte nun auch gelöst sein und ein Ende haben.
Aber wir sind vorgewarnt und immer wachsam.