St. Helena / 1. Tag

Es ist schon irgendwie lustig. Den Jahrestag unserer Ankunft in St. Helena können wir nur alle 4 Jahre feiern. Es ist Samstag, der 29. Februar 2020.

Gegen 08:00 Uhr wache ich als erster auf und schaue zuerst mal aus meinem Kajütenfenster: Hohe Steilklippen und andere Segelboote, die an den Bojen hängen; die Sonne scheint.

Raus aus der Koje und rauf an Deck. Ich sehe mich um und sehe auch gleich ein Kajak mit 2 Leuten auf uns zukommen. Es sind Hari und Irka von der MOJO, die mich auf St. Helena begrüßen und mir gleich die wichtigsten Infos in Sachen Inselleben vermitteln.

  • Wenn wir mit dem Dingi an den Landesteg fahren, muss jemand von uns wieder ein kleines Stück rausfahren, das Dingi an eine der unzähligen Leinen binden und an Land zurück schwimmen. Festmachen am Anleger geht wegen des Schiffsverkehrs und wegen der Tide nur ganz schlecht und ist auch bestimmt nicht gut fürs Dingi. Besser mit der Fähre übersetzen.
  • Die Fähre auf Kanal 16 rufen, fährt immer zur vollen Stunde zw. 08:00 und 20:00 Uhr
    Kostet 2.- Pfund pro Nase hin/retour und wird erst vor Abreise bezahlt.
  • Datenkarte extrem teuer und funktioniert nicht im Bojenfeld
    Am Besten in einem Lokal ein Datenvolumen (Onlinezeit) im WLAN kaufen.
    Zuerst alles vorschreiben (Emails, WhatsApp, usw.) und dann erst einloggen.
  • Bestes Lokal ist Ann´s Place gleich im Schloßpark; dort treffen sich auch alle Segler.
  • Einkaufen kein Problem, aber nur mit Bargeld möglich; britische wie St. Helena Pfund.
  • Zugang zur Port Control im weißen Gebäude mit dem kleinen Glockenturm an der Gebäuderückseite.

Das waren alles super Informationen. Am Ende kam aber dann doch noch eine etwas enttäuschende Meldung nach, nämlich, dass wir einen Tag zu spät angekommen sind, da gestern Abend auf der MOJO eine riesen Party für alle Segler des Bojenfeldes stattgefunden hatte ☹.

Aber jedenfalls DANKE nochmal an Hari und Irka für Ihre Informationen!

Zwischenzeitlich waren auch Reiner und Martin an Deck und wir machten uns bereit, auf die Insel überzusetzen. Den „Ferry Service“ auf 16 gerufen und kurz darauf waren wir unterwegs.

Sieht klein aus das Fährbötchen, hat aber viel Platz oder zumindest Platz genug, um die Segler mit ihren Sachen zu transportieren. „Doney“ ist der Skipper. Er zückt ein kleines oranges Heftchen, fragt nach dem Schiffsnamen und macht 3 Striche daneben; Buchführung auf der Fähre.

Am Anleger ausgestiegen (und die Seile hängen da nicht umsonst) und wieder Land unter den Füßen, das allerdings ein wenig schwankte. Wir müssen uns alle drei erst wieder an festen Boden gewöhnen. Wir sind also auf geradem Weg zur Port Control und haben den Eingang auch gleich gefunden. (Ohne Hinweis darauf, hätten wir ihn allerdings wohl länger gesucht.)

Im ersten Stock werden wir schon erwartet. Ein sehr netter junger Mann, dessen Namen ich nun leider vergessen habe, hatte schon alle Papiere für uns vorbereitet.
Die Kolleginnen vom Zoll, die nur ein Büro weiter sitzen, waren aber leider nicht da, da Samstags immer das Flugzeug aus Kapstadt kommt und sie dann am Flughafen sind. Sie kommen aber nach der Flugzeugabfertigung für uns nochmal zurück und wir sollen um 14:00 Uhr wieder her kommen.
Da das Immigration Office am Wochenende zu war, mussten wir eine provisorische Einreiseerklärung bei der Polizei ausfüllen. Dort hin hat uns der nette Mann dann noch mit seinem Wagen gefahren und – oh Zufall – seine Schwester hat die Formulare (immer unter Beobachtung Ihrer Majestät) für uns schon bereit gehabt. Er hat sie dann auch noch motiviert, ein Foto mit uns zu machen, da sie ein wenig schüchtern war (als Polizistin?). DANKE!

Bis nach der erfolgreichen Zollabfertigung darf man noch nicht offiziell in der Stadt herumlaufen, weshalb er uns dann auch noch zu Ann´s Place gefahren hat, das unmittelbar im Schlossgarten unweit der Zollstelle liegt. Und nochmals DANKE!

Dort gings dann auch gleich mal ins Internet, um zu Hause Bescheid zu geben.

Um 14:00 Uhr sind wir dann los zum Zollbüro. Dabei muss man am Schwimmbad vorbei, das direkt an der Uferpromenade liegt. Aber, im Customs Office war keiner da. Wir warten also. Beim Warten haben wir uns in den Schatten einer Bushaltestelle gestellt und dabei auch wieder Ellen und Michael von der SLEIPNIR III getroffen.

Gleich neben der Bushaltestelle war eine kleine Imbissbude, die von Tracy geführt wurde. Dort gabs außer Bier und Erfrischungsgetränken auch wunderbaren Tunfisch, frisch gebraten. Für mich hat´s aber ein Bier getan. Auf die Frage, was wir denn am Abend in Jamestown so machen könnten, erzählte uns Tracy, dass es Freitags und Samstags immer Disco an der Stadtmole gibt. Sie selber könne aber nicht hinkommen, da sie zwei Kinder aber keinen Babysitter für den Abend hätte. Auf die Frage des Alters der Kinder erfahre ich dann noch, dass Tracy von einer größeren Tochter auch bereits Großmutter ist. Großmutter? Da haben wir natürlich sofort Fotos von unseren Enkeln ausgetauscht; logo!

Zwischenzeitlich kamen auch die Damen vom Zoll an und wir hatten die Formalitäten in 5 Minuten erledigt. Für ein Foto waren sie allerdings nicht bereit, da sie – eigene Aussage – nach so einem langen Tag nicht mehr fotogen gewesen wären.

So, alles offiziell, also machen wir auch gleich einen kleinen Stadtrundgang.

Martin war schon mal voraus, ihm hatte das Warten zu lange gedauert, und ist währenddessen die Jakobsleiter rauf gestiegen; 15 Minuten, wie er uns später stolz erzählt. Die Jakobsleiter sieht von weitem aus, wie eine Seilbahn, ist aber das ganze Gegenteil davon. Eine schier endlose Stiege mit 699 Stufen. Einmal jährlich findet die Besteigung der Stiege im Zuge des „St. Helena Festival of Running“ in Form eines Wettkampfes statt. Der Rekord über die Stiege beträgt 5 Minuten und 33 Sekunden, wie auf dem Schild am Fuße der Treppe zu lesen ist. Wenn ich die Stufen hinaufblicke, denke ich mir allerdings, dass es sich hier wohl nur um einen Schreibfehler handeln kann. Bei dem Festival selber gibt es neben der Besteigung (Belaufung?) der Jakobsleiter auch noch einen Halbmarathon, einen Marathon, die Besteigung von „Dianas Peak“ (höchster Punkt der Insel mit 818m) und einen Triathlon zu absolvieren. Wer also quasi schon alles gelaufen ist, was es so gibt, der könnt hier noch einmal eine Herausforderung der Sonderklasse finden 😉

Da es wieder zu nieseln begonnen hat, nutzen Reiner und ich die Gunst der Stunde, die Stufen ohne Sonneneinstrahlung zu erklimmen. Ich beginne und merke auch schon bald, wo das Geheimnis der Stufen zu finden ist. Es ist die Stufenhöhe. Viel höher als gewohnt muss man steigen und damit auch sein Körpergewicht höher nach oben heben. Der Oberschenkel wird also – aus meiner bescheidenen Sicht – viel früher und stärker beansprucht als sonst auf einer Stiege gewohnt. Schon wenige Meter nach dem Start lege ich die erste „Fotopause“ ein. Reiner überholt mich natürlich und liegt damit uneinholbar voraus. Jedes mal wenn ich mich umdrehe und fotografiere, muss ich mich am Geländer halten, weil die Stufen so steil sind. Irgendwann erscheint rechts am Boden ein kleines Schildchen mit „Half Way“. Ich verfalle, dachte ich doch, schon viel weiter zu sein. Mit Händen und Füßen ziehe und schiebe ich mich nach oben und komme dort patschnass vom Regen (geschwitzt habe ich gar nicht?) nach 16 Minuten endlich an. Der Ausblick lohnt sich jedenfalls allemal.

Wir machen gleich noch einen Rundgang in der alten Burg, bevor wir uns wieder auf den Weg nach unten machen. Langsam, kann ich nur empfehlen. Einmal ausgerutscht dauert ziemlich lange bis zum Stillstand.

Nach einem Abendessen bei Ann´s geht’s mit der Fähre zurück aufs Boot und auch schon bald in die Falle. War ein langer Tag mit vielen Eindrücken.

Sundown

Veröffentlicht von petermaiergarsten

Email: peter.maier.11@gmx.at

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