Noch am Tag der Ankunft hatten wir alle Papiere für die Ausklarierung aus Indonesien im Marinabüro abgegeben. Die Leute dort waren sehr kompetent und hilfreich.
Am nächsten Morgen mussten wir nur wie vereinbart an der Mole auf die Beamten vom Zoll warten, was wir auch gleich mit Tanken verbunden haben. Getankt war schon lange, nur die Zollbeamten kamen nicht, worauf wir im Marinabüro nachfragen lassen. Die Antwort war kurz und bündig. Die Beamten kommen heute nicht, die Papiere sind aber fertig und müssen nur im Büro abgeholt werden. Somit sind wir am 11. Oktober gegen 11:30 Uhr ausgelaufen und haben Indonesien hinter uns gelassen.
Wir fahren nun also bereits in der Straße von Singapur, einer der wohl meist frequentierten Schifffahrtsstraßen der Erde. Aber das habt ihr ja schon im letzten Beitrag mit den vielen kleinen, bunten Punkten gesehen. Zuerst fahren wir noch entlang der Küste Richtung Westen auf der indonesischen Seite auf Höhe von SENGKOEANG, und nun kann man sehen, dass die Logistikindustrie auch hier ihre Spuren hinterlässt.
Im Hintergrund können wir Singapur mit seiner Skyline bereits ausmachen; noch etwas diesig aber doch klar zu erkennen. Die Schiffe, die hier verkehren, sind zum Teil schon wirklich sehr beeindruckend, was Größe und Ladung anbelangt. Am AIS wird ihre Größe teilweise auch gar nicht mehr in Fuß, sondern in nautischen Meilen angegeben.
Dann aber kommt der Zeitpunkt, wo wir auf die andere Seite der Straße müssen. Möglichst quer und im rechten Winkel wie es die Vorschrift besagt, um möglichst rasch durch zu kommen. Auf ein Blatt Papier ist das ja schnell mal hingeschrieben, aber wenn die großen Riesen hier mit 8-15 Knoten dahin fahren, ist deren „Bremsweg“ etwa genau so lang in nautischen Meilen.
Natürlich können die auch manövrieren, aber da will schon gut navigiert sein, um hier ohne gröbere Ausweichmanöver hinüber zu kommen.
Da haben wir zuerst mal jene, die von links kommen, bis wir in der Mitte sind, wo sich die Fahrtrichtung umkehrt und die Schiffe dann also von rechts – oder eben von Steuerbord – kommen.
Am Ende geht alles gut, bis auf diese Welle eines schnellen Schiffes, das vor unserer Nase gequert hatte, die wir wohl etwas spät gesehen haben und uns auch soweit nichts dabei dachten. OK, das wird ein bisschen durchs Trampolin spritzen, aber sonst?
Das tat die Welle dann auch, 1x, 2x mit Getöse einen guten Meter hoch durchs Trampolin, wie eine weiße Wand und dann noch ein wenig schaukeln und dann wars auch schon wieder vorüber.
Hätten wir nicht, ja hätten wir nicht die Bugluken offen gehabt. Sch..eibenkleister!
Backbord sehr viel Wasser im Boot, Steuerbord eher wenig. Keine Zeit dafür im Moment, denn noch sind wir nicht durch.
Später muss zumindest die Backbordkabine zu einem guten Teil ausgeräumt werden. Die nassen Sachen müssen mit Süßwasser gespült werden, denn wenn das Salz trocknet, hinterlässt es nicht nur Spuren, sondern macht auch alle Textilien bockig und hart. Die Segler kennen das von den bockigen Schoten.
Und danach noch alles aufhängen zum Trocknen und später wieder alles einräumen.
Nun geht es an der Stadt vorbei und man kann das allseits bekannte Marina Sands Bay Hotel (3 Türme mit dem zusammenhängenden Pool am Dach) sehr gut erkennen.
Schon bald sind wir abseits der Stadt und erreichen RAFFLES LIGHTHOUS auf der Insel SATUMU. Das ist unser Wendepunkt nach Nordwest, um in die Straße von Malakka einzufahren. Es ist mittlerweile 16:00 Uhr geworden.

Und wie wir so um die Ecke biegen und langsam nach NW fahren, traue ich meinen Augen kaum. Waren das eben gerade noch viele Schiffe, so sehen wir uns jetzt einem regelrechten Wald von Schiffen gegenüber. Eines nach dem anderen und eines neben dem anderen; und alle kommen auf uns zu!

Entspannt Euch, zumindest die meisten davon hängen an der Kette. Man sagt, sie liegen auf Reede und warten darauf, ent- oder beladen zu werden. Und wieder einmal ist Vorsicht geboten, denn nicht alle liegen vor Anker und bei so einer Menge, ist das nicht immer leicht auszumachen.
Dass sie uns alle „entgegenkommen“ ist allerdings zweifelsfrei ein Vorteil, denn vor Anker liegend heißt das, dass wir die Strömung im Rücken haben und sie uns in unsere Richtung schiebt. Und das ist gut so.
Und dieser Wald an Schiffen ist schier endlos und wieder einmal bricht die Nacht herein und alle zünden ihre Lichter an.
Am Ende der Nacht steuern wir PISANG, eine kleine Insel an, um zu ankern. Die vergangenen Stunden waren aufregend aber auch anstrengend. Es ist der 12. Oktober 07:30 Uhr; hier verbringen wir den Tag.
Sonnenaufgang
